Trier Polizei weist Kritik an Suchaktion zurück

Trier · Erst acht Jahre nach dem Verschwinden der Studentin Tanja Gräff wurde ihre Leiche durch Zufall gefunden.

Leiche der vermissten Tanja Gräff gefunden
7 Bilder

Leiche der vermissten Tanja Gräff gefunden

7 Bilder

Bei den sterblichen Überresten, die am Montag im Trierer Stadtteil Pallien gefunden worden sind, handelt es sich um die Studentin Tanja Gräff. Der Zahnstatus des Schädels stimmt laut Polizei mit Röntgenaufnahmen der jungen Frau überein; die vor Ort entdeckten Kleidungsstücke, Schuhe, Ohrringe, die Halskette, Uhr und das Handy stammen zweifelsfrei von der seit Juni 2007 vermissten Studentin, die spurlos von einem Sommerfest an einer Hochschule verschwand.

Ein Waldarbeiter hatte am vergangenen Montagmorgen zunächst den Schädel und Tanjas Turnschuhe entdeckt, als er eine Seilwinde festbinden wollte. Der Mann und zwei Kollegen waren auf dem Privatgelände am Steilhang mit Rodungsarbeiten beschäftigt, entfernten Hecken, Sträucher und Bäume. "Es ist ein schwer zugängliches Gelände", sagte Triers Leitender Oberstaatsanwalt Peter Fritzen. Das sei der Grund gewesen, warum sich an dieser Stelle seinerzeit Höhenretter abgeseilt und das Gelände "von oben in Augenschein genommen" hätten, sagte Triers Vize-Polizeipräsident Franz-Dieter Ankner. Leichenhunde machten vor dem dichtem Gesträuch halt, Drohnen und die Wärmebildkamera eines Hubschraubers konnten die Baumkronen nicht durchblicken. Eine der größten Suchaktionen in der rheinland-pfälzischen Polizeigeschichte blieb ohne Ergebnis, Tanja Gräff verschwunden.

"Mehr war nicht möglich, einen Fehler haben wir nicht gemacht", betonte Ankner und wies damit die Kritik an den damaligen Suchaktionen zurück. Die Tote lag gerade einmal einen Kilometer von dem Ort entfernt, an dem sie verschwand. "Man kann ja nicht alles roden, was einem im Weg ist", sagte der Leiter der Trierer Mordkommission, Christian Soulier. Die Stellen am roten Felsen seien in der Vergangenheit mehrfach und "sehr akribisch" abgesucht worden. Dickicht habe man nur dort abgeholzt, wo es konkrete Anhaltspunkte gegeben habe.

Das sieht der Anwalt der Familie Gräff anders. "Warum haben sich die Suchmannschaften von Dornen abhalten lassen, statt sie zu roden?", fragte Detlef Böhm. Für eine Aufklärung sei es möglicherweise schon zu spät. Hätte man die Tote früher gefunden, wäre die Aufklärung ihres Todes sicher leichter gewesen. Er verstehe nicht, warum die Studentin übersehen wurde: "Es stellt sich die Frage, wie akribisch die Polizei damals gesucht hat", sagte Böhm. "Ich habe kein Vertrauen mehr in die Trierer Polizei", hatte Tanjas Mutter Waltraud Gräff den Ermittlern schon vor Monaten bescheinigt.

Bislang waren alle von einem Gewaltverbrechen ausgegangen. Nach dem Fund der Leiche stellen sich viele Fragen neu: Ist die junge Frau damals möglicherweise auf dem Felsenhöhenweg aus 50 Metern Höhe abgestürzt? War es ein Unfall? Oder war es ein Verbrechen? Für Spekulationen sei es zu früh, betonte die Staatsanwaltschaft. Die sterblichen Überreste Tanja Gräffs werden in der Mainzer Rechtsmedizin untersucht. Die Kleidung wird auf DNA-Spuren untersucht, das Skelett auf Verletzungsmuster. Ein Ergebnis soll bald vorliegen.

Reinhard Urban, Leiter der Rechtsmedizin der Uni Mainz, wird die Knochen untersuchen. "Wir untersuchen die Skelettteile auf Spuren, die auf Verletzungen hindeuten - oder auf Werkzeuge, mit denen Verletzungen zugefügt worden sind", sagt der Experte. Daraus könne man Rückschlüsse auf lebensbedrohliche Verletzungen und damit auf die Todesursache ziehen. Vermutlich werde es an den Knochen auch Defekte geben, die erst jetzt durch die Bergung entstanden sind. "Die muss man versuchen von den verletzungsbedingten Defekten zu unterscheiden", erklärt Urban.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort