Düsseldorf Trotz Hitze: Flüchtlinge erstmals in Zelte einquartiert

Als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen hat Linnich im Kreis Düren Flüchtlinge in Zelten untergebracht. Rund 200 Asylsuchende zogen vorgestern in die provisorische Zeltstadt. "Das ist nur eine vorübergehende Notlösung", sagte ein Sprecher der zuständigen Kölner Bezirksregierung. Sobald Brandschutzprüfungen in dem eigentlich vorgesehenen Gebäude beendet seien, würden die Zelte wieder abgebaut.

Massive Kritik an der Maßnahme kommt vom Flüchtlingsrat NRW. "Die Menschen in Zelten einzuquartieren, ist absolut inakzeptabel", sagte eine Sprecherin. Zelte seien nicht dazu geeignet, Flüchtlinge unterzubringen. "Das muss unterbunden werden."

Vor einem Jahr wollte bereits die Stadt Duisburg Flüchtlinge in einer Zeltstadt auf einem Sportplatz unterbringen. Das Vorhaben wurde aber wegen heftiger Proteste in der Öffentlichkeit gestoppt.

Wegen des derzeit massiven Flüchtlingsansturms sind in NRW ohnehin schon viele Aufnahmeeinrichtungen überfüllt. In Dortmund musste bereits eine zentrale Erstaufnahmeeinrichtung wegen Überbelegung von der Polizei geschlossen werden. "Das ganze System von Aufnahme und Verteilung der Menschen funktioniert derzeit nicht", sagte die Sprecherin des Flüchtlingsrates. Probleme gibt es in den Unterkünften auch wegen der Hitze. Besonders in Containern und Turnhallen staut sich die warme Luft. "Zum Teil ist es unerträglich warm in den Unterkünften", so die Sprecherin.

Der Städte- und Gemeindebund forderte das Land auf, die Kapazitäten in den Erstaufnahmeeinrichtungen zu erweitern. Nötig seien bis zu 20 000 Plätze; derzeit sind es lediglich rund 11 000. Es könne nicht sein, "dass die Neuankömmlinge ohne gründliche Untersuchung gleich an die Städte und Gemeinden weitergeschoben werden", erklärte der Hauptgeschäftsführer der Organisation, Bernd Jürgen Schneider.

In Düsseldorf verdichtet sich der Verdacht, dass NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) den Arnsberger Regierungspräsidenten Gerd Bollermann (SPD) deshalb "entmachtet" hat, weil dieser trotz des Flüchtlingszustroms seinen Sommerurlaub angetreten hat. Bollermann war für die landesweite Unterbringung der Asylsuchenden zuständig. Wie berichtet, hat Jäger einen hohen Mitarbeiter seines Hauses mit den Aufgaben des Regierungspräsidenten betraut. Bollermann (66) tritt Ende August in den Ruhestand.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort