Polizei hat noch keine heiße Spur Über 1.000 Trauernde nehmen Abschied von Vanessa

Augsburg (rpo). Mehr als tausend Trauernde haben von der vor einer Woche ermordeten zwölfjährigen Vanessa Abschied genommen. Die Schülerin war in der Nacht zum Faschingsdienstag von einem Unbekannten in ihrem Kinderzimmer erstochen worden.

Am Trauergottesdienst für das Mädchen beteiligten sich mehr als 700 Menschen. Die Polizei geht unterdessen über 100 Hinweisen aus der Bevölkerung nach.

Die Mutter der Ermordeten dankte bei der Trauerfeier ihren Mitbürgern und der Polizei für Trost und Unterstützung. Gemeindepfarrer Manfred Trettenbach nannte in seiner Predigt das Mordopfer "ein überaus liebenswürdiges Kind". Der 70-Jährige, der das Mädchen von zahlreichen Begegnungen her kannte, sagte: "Man musste sie einfach gern haben." An die Eltern und den zehnjährigen Bruder gerichtet erklärte der Pfarrer: "Ich kann Sie nur bitten, unsere Hilflosigkeit anzunehmen."

Die Polizei hat trotz über 100 Hinweisen aus der Bevölkerung nach wie vor keine heiße Spur von dem Mörder. Nach Angaben von Polizeisprecher Siegfried Hartmann ist die Herkunft eines Küchenmessers, das als Tatwaffe identifiziert wurde, noch immer unklar. Es hat eine 16 Zentimeter lange Klinge und trägt die Aufschrift "Qualität made in Solingen". Es könne aber ausgeschlossen werden, dass es aus dem Haus des ermordeten Mädchens stamme, sagte Hartmann.

Der Polizeisprecher wollte aus Ermittlungsgründen keine Angaben darüber machen, ob am Tatort oder der Tatwaffe möglicherweise genetische Spuren des Täters gesichert werden konnten. Jedoch wurden nach dem "Ausschlussprinzip" von 15 Personen aus Vanessas familiären Umfeld Speichelproben genommen, wie Hartmann berichtete. Damit solle geklärt werden, ob Spurern in dem Einfamilienhaus von Familienmitgliedern oder von einem Unbekannten stammten, erklärte er.

Bei dem Trauergottesdienst hob der Bürgermeister Siegfried Deffner die Fassungslosigkeit hervor, die das Verbrechen in der 20.000 Einwohner großen Nachbarstadt von Augsburg ausgelöst hatte: "In Gersthofen ist nichts mehr so, wie es einmal war", sagte er. Zugleich kritisierte der Bürgermeister scharf Teile der Medien, die aus Gier nach hohen Auflagen und Einschaltquoten ohne Respekt vor den Trauernden über Nachbarn und Mitschüler hergefallen seien. Es sei eine Schande, dass die Familie als Opfer eines der schrecklichsten Verbrechen nun auch noch vor den Öffentlichkeit versteckt werden müsste, betonte Deffner.

In Absprache mit dem Hinterbliebenen hatte die Stadt ein Film- und Fotografierverbot für den Gottesdienst und die Beerdigung verhängt. Vor dem Friedhof durchsuchten Polizisten und Feuerwehrmänner in Einzelfällen Taschen von Journalisten und Trauergästen. An der Beerdigung nahmen nach Polizeiangaben mehr als 1.000 Menschen teil. Unter ihnen waren auch zahlreiche Mitschüler und Freunde des Mädchens, die mit Bildern, Blumen und Kerzen Abschied von der Zwölfjährigen nahmen.

Ihre Eltern hatten Vanessa in der Nacht zum Dienstag blutüberströmt in ihrem Kinderzimmer gefunden. Sie kamen von einem Faschingsball. Die Haustür wies keinerlei Einbruchsspuren auf. Vanessas zehnjähriger Bruder schlief in seinem Zimmer. Die Polizei betonte, dass sowohl die Familie als auch der Untermieter im Haus nicht verdächtigt würden. Polizei und die Stadt Gersthofen setzten eine Belohnung von 35.000 Euro zur Aufklärung des rätselhaften Mordfalls aus.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort