Jakarta Verwirrung um Opferzahlen in Mekka

Jakarta · Saudi-Arabien steht für den Umgang mit der Tragödie bei der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch immer mehr in der Kritik. Die indonesische Regierung erklärte, Diplomaten hätten erst am Montagabend und damit vier Tage nach dem Unglück mit Hunderten Toten vollen Zugang zu Opfern und Verletzten erhalten. Auch Fingerabdrücke und andere Hinweise auf die Identität der Toten seien zuvor nicht weitergegeben worden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Mehrere andere muslimische Staaten - allen voran der Iran - hatten Saudi-Arabien in den vergangenen Tagen Stümperei vorgeworfen.

Auch die Verwirrung über die genaue Zahl der Opfer der Massenpanik ließ sich nicht aufklären. Ranghohe Politiker aus Indonesien, Pakistan und Indien hatten erklärt, sie hätten von den saudi-arabischen Behörden Fotos von insgesamt rund 1100 Toten erhalten. Bisher liegt die offizielle Opferzahl bei 769.

Die zuständige Zivilschutzbehörde in Riad war für eine Stellungnahme zu den unterschiedlichen Zahlen nicht erreichbar. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte gestern jedoch, seines Wissens sei die Zahl 769 noch korrekt. Zuständig für die Identifizierung der Opfer sei aber das Direktorium für Zivilschutz.

Im Iran hielten die täglichen Proteste an der saudi-arabischen Botschaft an. Der stellvertretende Außenminister Amir Abdollahian sagte dem Staatsfernsehen, der Iran werde nicht erlauben, dass getötete iranische Pilger in Saudi-Arabien beigesetzt würden. Unter den Toten waren nach offiziellen Angaben mindestens 239 Iraner, etwa 241 galten noch als vermisst. Indonesien meldete 46 Tote und 90 Vermisste, Ägypten 74 Tote und 98 Vermisste und Pakistan 44 Tote.

Ursache des Unglücks in Mina nahe der heiligen Stadt Mekka am vergangenen Donnerstag war nach Angaben der Behörden, dass zwei Pilgerströme aufeinandertrafen und dabei Menschen erdrückt und zu Tode getrampelt wurden. Es war das schlimmste Unglück beim Hadsch seit 1990, als in einem überfüllten Fußgängertunnel 1426 Menschen totgetrampelt wurden. Zuletzt wurden 2006 bei einer Massenpanik mehr als 360 Pilger getötet.

(ap)
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