Moskau Waldbrände wüten in Sibirien

Moskau · Bauern wollten Steppengras abbrennen, nun ist das Feuer außer Kontrolle.

Ausnahmezustand in Sibirien: Viele Menschen sterben, mehr als 5000 Russen sind obdachlos - auf der Flucht vor den schwersten Wald- und Steppenbränden seit Jahren. Noch ist die Jahrhundert-Katastrophe von 2010 nicht vergessen. Und schon fragen sich viele, die bei den Feuern in der russischen Teilrepublik Chakassien ihr Hab und Gut verlieren, ob die Behörden gar nichts gelernt haben.

Mehr als 1000 Häuser, die meisten aus Brettern gezimmert, brennen innerhalb weniger Stunden nieder. Es sind wohl Bauern und Agrarbetriebe, die trotz Verbots in diesen Tagen Steppengras abbrennen. Sie wollen das Gestrüpp schnell und billig loswerden, bevor sie nach dem langen Winter die Saat ausbringen. Doch wie so oft gerät das Abfackeln außer Kontrolle. Die Brände greifen auf Dutzende Ortschaften über.

Die Schäden sind jedes Jahr groß, aber diesmal besonders. Tausende Tiere verbrennen qualvoll in den Ställen. Agrartechnik und Getreidesilos gehen in Flammen auf.

Auch das Wetter ist ein Brandbeschleuniger. Die betroffene Region im Süden Sibiriens klagt über die längste Dürre seit mehr als 60 Jahren. Zudem facht extremer Wind die Brandherde an. Funken springen über. In der Baikalregion geraten Menschen in Panik, weil die Brände auf ein Munitionslager übergreifen könnten.

70 Brandherde meldet der Zivilschutz allein gestern. Das Staatsfernsehen zeigt, wie der Qualm die Region Chakassien einnebelt. Hunderte Betroffene klagen über Rauchvergiftungen, Dutzende liegen mit Verbrennungen in Krankenhäusern. Um ihre Lungen vor dem schädlichen Rauchgas zu schützen, halten sich viele feuchte Tücher vor den Mund.

In Chakassien beziffert Republikchef Viktor Simin allein die Schäden durch den Häuserbrand auf fünf Milliarden Rubel (rund 90 Millionen Euro). Ein neuer Schlag für den Staatshaushalt. Russland macht ohnehin gerade die schwerste Wirtschaftskrise seit den chaotischen 1990er Jahren durch.

(dpa)
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