Boston Wetter-Experten irren sich beim Blizzard

Boston · Meteorologen entschuldigen sich für ihre Fehlprognose. Schuld bekommen auch die Europäer.

Er war als Jahrhundertschneesturm angekündigt, doch die Katastrophe blieb aus. Der vom Weather Channel "Juno" getaufte Wintersturm brachte zwar Schneemassen und heftige Winde. In Boston fielen bis gestern mehr als 60 Zentimeter Schnee. Der Nahverkehr fiel aus, die Stadt stand einen Tag lang still. In der Umgebung war die Schneedecke teils sogar 90 Zentimeter dick. Aber von einem "historischen" oder "extrem gefährlichen" Unwetter, wie zuvor gewarnt, konnte aber keine Rede sein.

Vor allem in New York lösten die drastischen Warnungen Kritik aus. Erstmals in seiner 110-jährigen Geschichte wurde das U-Bahn-System stillgelegt. Auf den Straßen herrschte Fahrverbot. Doch die weißen Flocken fielen nur maßvoll. "Juno ist eine totale Niete", schrieb die "New York Post". Die Zeitung beschuldigt Politiker der Panikmache. Die wiederum zeigen mit dem Finger auf die Meteorologen. Die auf ihre Computer. Und am Ende bekommen gar die Europäer Schuld. Deren Prognosemodell habe versagt, meinen Experten, die meist vier Modelle für ihre Vorhersagen heranziehen. "Das Europäische Modell lag rund 160 Kilometer daneben", sagte der Chef-Meteorologe des privaten Anbieters Weather Underground, Jeff Masters, dem "Wall Street Journal". "Diesem Modell wurde zu sehr vertraut, und es wurde nicht genügend betont, wie unsicher es ist."

Tatsächlich lag die Analyse des amerikanischen Modells viel näher an der Wahrheit. Sie sah den heftigen Schneefall in Neuengland voraus, ließ aber Großstädte wie New York und Philadelphia glimpflich davonkommen. Am Ende setzte die Behörde vorsichtshalber auf das Worst-Case-Szenario. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio verteidigte seine Warnungen. Er "bereue nichts", sagte er dem TV-Sender NBC. Die Meteorologen zeigten sich selbstkritischer. "Meine tiefsten Entschuldigungen", schrieb der Meteorologe Gary Szatkowski auf Twitter. "Sie haben viele Entscheidungen getroffen, weil sie von uns erwarteten, richtig zu liegen, und das taten wir nicht."

(dpa)
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