Düsseldorf Winterdienst streut Straßen wegen Hitzeschäden

Düsseldorf · In vielen Städten müssen Streufahrzeuge Kalkstein oder Salz auf die Straßen auftragen. Autobahnen werden besonders kontrolliert.

 Ein Streufahrzeug verteilt ein Salz-Wasser-Gemisch auf einer Straße (Archiv).

Ein Streufahrzeug verteilt ein Salz-Wasser-Gemisch auf einer Straße (Archiv).

Foto: dpa/Patrick Seeger

Szenen wie im tiefsten Winter: Auf Emmerichs Straßen waren gestern Streufahrzeuge mit der Aufschrift "Winterdienst" im Einsatz. Dort halten ältere Fahrbahndecken den extremen Temperaturen nicht stand, der Asphalt schmilzt einfach weg. Um die aufgeweichten Straßen wieder zu festigen, wurde Kalkstein aufgetragen. Auch in Nettetal und in den Niederlanden waren Streufahrzeuge im Einsatz.

In Düsseldorf musste die Stadt gestern mindestens vier Straßen wegen Hitzeschäden sperren. Das bei älteren Straßen verwendete Material habe den Nachteil, dass es sich ab einer Oberflächentemperatur von etwa 60 Grad Celsius verflüssigt. Fahren bei dieser Hitze Autos darüber, kann sich der Belag lösen. Neuerer Asphalt sei von solchen Auflösungserscheinungen nicht betroffen. In Hilden wurden die Fahrbahnlöcher mit Sand verfüllt und Warnschilder aufgestellt. Die Geschwindigkeit ist nun teils auf 30 Stundenkilometer begrenzt.

In Essen blieb durch die Hitze eine Straßenbahn stecken. Aufgrund der hohen Temperaturen weichte auf der Linie 11 ein Isolierstoff im Gleisbett auf. Das Abdichtungsmaterial, das zwischen Teerdecke und Schienen eingebracht ist, verflüssigte sich und klebte an einer Bahn fest. Die Teilstrecke zwischen Essen und Gelsenkirchen ist deshalb bis auf Weiteres gesperrt. Als Ersatz werden Busse eingesetzt.

Auch auf den Autobahnen richtet die anhaltende Hitze große Schäden an. Durch den Druck von Lastwagen können Spurrillen auf der weichen Fahrbahn entstehen, die vor allem für Motorradfahrer gefährlich sind. In Baden-Württemberg platzten Teile der A 5 bei Heidelberg auf. 50 Meter vor einer Baustelle hob sich der Beton an und brach auf.

Deshalb lässt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) jetzt verstärkt Autobahnen überwachen. Bereits im vergangenen Sommer hatte er einen Aktionsplan gegen Hitze-"Blow-ups", also durch Hitze aufgeplatzte Fahrbahndecken, gestartet. Autobahnen sollen im Sommer stärker kontrolliert und Hitzeschäden schnell repariert werden. Messfahrzeuge der Bundesanstalt für Straßenwesen sollen die Problem-Autobahnen abfahren. Zur Vorsicht drosselten Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen-Anhalt außerdem auf mehreren Autobahn-Abschnitten das Tempo auf 80 km/h.

Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Der Deutsche Wetterdienst rechnet für heute mit Temperaturen von mindestens 38 Grad. Der zwölf Jahre alte NRW-Hitzerekord von 40,1 Grad könnte fallen. Nachmittags sind starke Gewitter möglich.

Die Deutsche Bahn hat sich nach eigenen Angaben bestmöglich vorbereitet. "Sämtliche Züge wurden sorgfältig durchgecheckt, defekte Teile ausgetauscht und Kühlmittel nachgefüllt", sagte ein Bahn-Sprecher. An den Bahnhöfen sei das Personal aufgestockt worden. Für Reisende gebe es Notwasservorräte. Für Notfälle stehen zudem Ersatzzüge in Köln und Dortmund bereit.

Laut Angaben der Feuerwehr lag die Waldbrandgefahr gestern mit Stufe drei im mittleren Bereich - eine leichte Verbesserung im Vergleich zum Vortag. Heute soll sich das Risiko laut Prognose wieder erhöhen. "Auch wenn sich diese Berechnungen ständig verändern, bleiben wir dauerhaft in Alarmbereitschaft", sagte Thomas Tremmel von der Feuerwehr Ratingen. Das gilt auch für die anderen Einsatzkräfte: Bei Badeunfällen waren in NRW am Donnerstag vier Menschen ums Leben gekommen.

Das Uni-Klinikum Düsseldorf verzeichnete gestern erneut rund zehn Prozent mehr Patienten in der Notaufnahme, die unter Dehydrierung oder Kreislaufstörungen leiden. "Wir gehen davon aus, dass der Betrieb auch am Wochenende hoch sein wird", sagte eine Sprecherin. In Meerbusch wurden Kinderläufe fürs Wochenende gestrichen. Im bayerischen Seeshaupt hatten 1600 Haushalte einen Tag lang kein Wasser.

Auch die Tiere müssen bei der Hitze geschont werden. So rät der Verband Deutscher Brieftaubenzüchter seinen Mitgliedern, an diesem Wochenende auf Tauben-Langstreckenflüge zu verzichten. "Die meisten Regionalverbände haben die Flüge bereits abgesagt oder schicken die Tauben höchstens auf kurze Entfernungen", sagte ein Verbandssprecher in Essen. Der Krefelder Zoo versorgte seine Affen mit "Affeneis" aus Multivitaminsaft.

Wer noch kurzfristig einen Ventilator oder ein Planschbecken kaufen möchte, steht in vielen Baumärkten vor leeren Regalen.

Dass die Hitzewelle zu skurrilen Diebstählen führen kann, zeigt ein Vorfall in Meerbusch. Dort haben Unbekannte die Seitenscheibe eines Fiat eingeschlagen und Badesachen aus dem Inneren gestohlen.

(mro)
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