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Kevelaer 375 Jahre Wallfahrt

Kevelaer · Kevelaer feiert das Jubiläum seiner Wallfahrt. Einer der Höhepunkte: das Mysterienspiel "Mensch! Maria!" mit 300 Darstellern.

Es sind Geschichten wie diese, die zeigen, welche Wirkung der Wallfahrtsort Kevelaer hat: Nach dem Attentat auf Hanns Martin Schleyer soll einer der Täter reumütig seine Waffe auf dem Altar in der Wallfahrtskirche abgelegt haben. Was konkret an der Sache dran ist, lässt sich heute nicht mehr klären. Der Küster, der die Waffe fand, ist verstorben, der Priester, dem sich ein Täter anvertraute, ans Beichtgeheimnis gebunden. Egal, was an der Sache dran ist. Sie zeigt für die Kevelaerer, dass die Stadt mit ihrem Marienbild auch eine große Wirkung auf Menschen hat, die der Kirche fern stehen.

In diesem Jahr steht das Jubiläum im Mittelpunkt der Wallfahrt. Vor 375 Jahren wurde das kleine Luxemburger Marienbildnis am 1. Juni 1642 in den Bildstock am Kapellenplatz eingesetzt. Dieser Tag wird zum entscheidenden, bis heute prägenden Datum der Stadt. Die Geschichte Während des Dreißigjährigen Krieges, als Millionen Menschen durch Waffen, Hunger und Seuchen ums Leben kamen und kroatische Soldaten etwa 100 Menschen in Kevelaer töteten, hörte der Kaufmann Hendrick Busmann aus Geldern vor Weihnachten 1641 an der Weggabelung der Straßen Amsterdam-Köln und Münster-Brüssel dreimal eine Stimme: "An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen." Seine Ehefrau Mechel hatte zuvor ein gleißendes Licht gesehen, in dessen Mitte sich ein Gebetshäuschen mit einem Bildnis der Gottesmutter befand. Dieses Bildchen war ihr von zwei Soldaten zum Kauf angeboten worden. Busman beauftragte seine Frau, die Soldaten ausfindig zu machen und das Bild zu kaufen. Der Kaufmann löste sein Versprechen ein und baute im Krieg den Bildstock an jene Stelle, wo er die Stimme gehört hatte. Am 1. Juni 1642 weihte der Pfarrer von Kevelaer einen Bildstock an der Kreuzung und setzte einen Kupferstich der Gottesmutter Maria "Consolatrix Afflictorum" (Trösterin der Betrübten) von Luxemburg ein. Die Anerkennung Die Ereignisse von 1641 und 1642 wurden von der Synode in Venlo 1647 geprüft. Busmann schilderte den Vertretern der Synode seine Erlebnisse und bekräftigte seine Berichte durch einen Eid. Nach nur zwei Anhörungstagen erkannte die Kirche Kevelaer als Wallfahrtsort an - eine schnelle Bestätigung. Die Wirkung Mit der Weihe der Kapelle begann die Geschichte der Wallfahrt in Kevelaer. Bis heute zieht das Andachtsbildchen aus Luxemburg jährlich mehr als 800.000 Menschen aus den Regionen zwischen Rhein und Mosel, dem westlichen Münsterland, dem Ruhrgebiet, den Ländern Belgien, Luxemburg und den Niederlanden an - zu Fuß, mit dem Bus, im Auto, per Bahn oder mit den Motorrädern. Jährlich pilgern viele tausend Tamilen in die Marienstadt, um ihre Sorgen um den Frieden und die Familie vor die Gottesmutter zu tragen.

Damals wie heute ist Maria für die Pilger in Kevelaer eine "Trösterin". Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann möchte diesen Titel Mariens auch für die Moderne öffnen. So gilt sein Augenmerk etwa den Flüchtlingen, vor allem jenen, die über das Mittelmeer ihre Rettung suchen. Lohmann hat neue Wallfahrten in das Programm aufgenommen: zum Beispiel für MS-Kranke und Pädagogen. Er möchte so die Tradition mit der Moderne verbinden. Das Jubiläum "375 Jahre Wallfahrt, das ist sicher schön. Aber das allein reicht nicht. Wir haben den Auftrag, die Menschen zu erreichen, auf die Menschen zuzugehen." Man müsse auch die erreichen, die Kirche gegenüber kritisch sind, die gar keine Berührungspunkte mehr mit Glauben haben oder die am Rande der Gesellschaft stehen. "Wir dürfen uns nicht in Kirche und Sakristei verstecken", sagt Lohmann. Marientracht Daher passt es, dass beim Jubiläum die feierliche Marientracht im Mittelpunkt steht. Eigentlich ist es Brauch, dass die Marientracht alle 50 Jahre stattfindet. Am Samstag, 3. Juni, wird das Gnadenbild allerdings bereits nach 25 Jahren mit einer Prozession durch die Stadt getragen. Am Pontifikalamt um 11 Uhr auf den Stufen der Basilika nimmt neben dem Päpstlichen Legaten, Karl-Josef Kardinal Rauber, dem Apostolischen Nuntius aus Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic und Bischof Felix Genn auch der Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, teil. Damit möglichst viele Menschen Platz finden, wird der Kapellenplatz mit 1900 Sitzgelegenheiten bestuhlt. Zudem können rund 1000 Besucher im Forum Pax Christi über Lautsprecher den Gottesdienst verfolgen. Anschließend findet die Marientracht durch die Innenstadt statt. Die Prozession wird von vier Musikkapellen und 16 Brudermeistern, die ab-wechselnd vorbeten, begleitet. Mysterienspiel Zum Jubiläum soll es erstmal ein Marienspiel geben. In "Mensch! Maria!" (10./11. Juni) ist das Leben Marias biblisch angelegt, aber ansonsten lebensnah. 300 Darsteller werden in Chor, Sinfonieorchester und in einer Gruppe von Laiendarstellern auf der Open-Air-Bühne im historischen Stadtkern stehen. Die Aufführung soll Anfang einer Festspieltradition sein. Das Marienfestspiel soll alle fünf oder zehn Jahre stattfinden und dafür auch fortgeschrieben werden. Die dreistündige Musik hat der Organist der Marienbasilika, Elmar Lehnen, komponiert, der Text kommt von dem gebürtigen Niederrheiner und Theologen Bastian Rütten. Viele der rund 2500 Karten sind bereits verkauft. Festwoche Das Festspiel ist Teil einer Festwoche, die am Mittwoch, 31. Mai, mit einem Historien-Abend eröffnet wird. Viele Veranstaltungen schließen sich an wie die Wallfahrt der Chöre (6. Juni), der Tag der Schulen (7. Juni), die Wallfahrt der Kommunionkinder (8. Juni).

(RP)
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