Am Karmittwoch regieren Liebe und Verrat

Maria von Magdala salbt Jesus die Füße und nimmt damit die Todesahnung vorweg.

An diesem Tag entscheidet sich nichts, doch für viele Entscheidungen wird jetzt der Boden bereitet. Der Karmittwoch ist in den Evangelien eine Art Wendetag: Noch herrschen Friede und sogar Nähe an diesem stillen Tag der Karwoche; doch das Leid zieht aus der Ferne schon herauf und wird sichtbar.

Jesus hat sich mit seinen Jüngern nach Bethanien zurückgezogen. Doch wo er am Abend einkehrt, ist unklar: Der Evangelist Markus berichtet, dass Simon, der vom Aussatz geheilt wurde, Gastgeber gewesen sei. Nach Johannes aber soll es der vom Tode erweckte Lazarus gewesen sein. Wichtiger als die Unterkunft ist an diesem Tag anderes. Zum Beispiel Maria von Magdala, die mit Öl aus einem Alabastergefäß die Füße Jesu zu salben beginnt. Ein wertvolles Öl ist es, dass den Neid mancher Jünger weckt. Wozu diese Verschwendung, rufen sie? Hatte Jesus sie nicht Anderes gelehrt? Zu den lauteren Wortführern zählt Judas Iskariot. "Warum hat man dieses Öl nicht für dreihundert Denare verkauft und sie den Armen gegeben", klagt er selbstgerecht. So werden Verräter geboren. Am gleichen Abend noch wird Judas zu den Hohenpriestern eilen und seinen Dienst zum Verrat anbieten. Eine schäbige Rechnung wird an diesem Tag aufgemacht: Statt der 300 Denare, die man für das Öl hätte einnehmen können, wird er 30 Silberlinge kassieren - dafür, dass er Jesus ausliefert.

Und doch steht dieser spannungsreiche Tag im Zeichen der Zuneigung. Maria von Magdala wird Jesus die Füße salben und diese dann mit ihren Haaren trocknen. "Das Haus wurde vom Duft des Salböls erfüllt", heißt es dazu dezent bei Johannes. Doch die zarte Geste der Salbung ist eine traurige Prophezeiung. Maria salbt Jesus mit dem sogenannten Nardenöl, das Königen vorbethalten war - aber zur Einbalsamierung vor ihrer Grablegung. Erst mit den Worten Jesu nimmt die Salbung den Tod am Kreuz vorweg: Maria von Magdala sollte das Öl, so sagt es Gottes Sohn, "für den Tag meines Begräbnisses aufbewahren. Denn die Armen habt ihr allezeit unter euch, mich aber habt ihr nicht allezeit."

(RP)
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