Oberhausen An der Emscher tanzt die Kunst

Oberhausen · 30 in- und ausländische Künstler sind an der heute beginnenden Freiluft-Schau "Emscherkunst" beteiligt. Zu den ausgestellten Werken zählen 1000 Zelte des Chinesen Ai Weiwei. Ökologie verbindet sich in dieser Schau mit Kunst.

Oberhausen: An der Emscher tanzt die Kunst
Foto: Bernd Thissen

Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan ist die Emscher im Herzen des Ruhrgebiets noch nicht geworden. Doch auf dem Weg von der offenen Abwasserkloake zum renaturierten Fluss hat sie ein gutes Wegstück zurückgelegt. Zum zweiten Mal nach dem Kulturhauptstadtjahr 2010 wird ihr Lauf nun in den Kontext von Kunst und Kultur gebettet. Die internationale Kunstausstellung Emscherkunst 2013 zeigt ab heute 30 Kunstwerke auf einem rund 47 Quadratkilometer großen Ausstellungsparcours entlang der Emscher. Auch Ai Weiwei ist dabei.

Der chinesische Künstler, der in seinem Heimatland unter Hausarrest steht, hat 1000 Iglu-Zelte gestaltet, in denen Emscherkunst-Besucher auf ausgewählten Arealen übernachten können. "Er hat nur unter der Bedingung zugesagt, dass er nicht bevorzugt behandelt wird und dasselbe bekommt wie alle Künstler", sagt Kurator Florian Matzner. Doch er wird kaum verhindern können, dass Ai Weiweis Projekt eine besonders große Aufmerksamkeit zuteilwird. Die Gestaltung der Zelte ist eine Art Retrospektive seines Werks. Eins etwa erscheint übersät mit Sonnenblumenkernen und bezieht sich auf eine Installation aus Millionen Sonnenblumenkernen, die der Chinese 2009 in der Londoner Tate Gallery ausstreute.

Dass Ai Weiweis Zelte am Ende der Emscherkunst am 6. Oktober unter allen Übernachtungsgästen verlost werden, symbolisiert den Geist der Kunstausstellung im urbanen Raum: "Sie versteht sich als Zukunftswerkstatt für die Region", sagt Matzner, zu dessen Leitlinien Partizipation, die Schaffung von Landmarken und die Thematisierung von Ökologie gehören. Die Kunst soll einhergehen mit Strukturwandel und Emscherumbau und nachhaltig wirken.

Deshalb werden auch die kupferfarben glänzenden Möbel von Anna Witts Projekt "Breaking New" im öffentlichen Raum bleiben. Die in Wien lebende Künstlerin hat eine Zeit im Ruhrgebiet gelebt und sich in den spröden Charme von Duisburg-Marxloh verliebt. Aus über 100 Bewerbern wählte sie 15 Schreiner, Tischler oder angehende Designer aus, die während des Emscherkunst-Zeitraums mobile Produktionsteams bilden, den öffentlichen Raum rund um Marxloh erkunden und Sperrmüll und Schrott zu schönen und nützlichen Möbeln in einheitlichem Design umfunktionieren.

Obwohl sie von Anwohnern anfangs kritisch gesehen wurde, hätte auch die Großskulptur des Berliner Kollektivs "inges idee" das Zeug zur bleibenden Landschaftsmarke. "Der Zauberlehrling" ist ein außer der Reihe tanzender Strommast, der in einiger Entfernung zu seinen "Kollegen", mitten auf einer Wiese, in einer anmutigen, tänzerischen Bewegung verharrt. Ähnlich poetisch ist Reiner Maria Matysiks Projekt "Fluss wird Wolke", das das Emscherwasser an der Rheinmündung in Dinslaken durch die eigene Energie in Wolken bildenden Dampf verwandelt. Matysik lieferte bei der Erklärung eine schön versponnene Utopie mit: "Man könnte alle Pumpen, die das Ruhrgebiet künstlich trocken halten, kontrolliert abschalten und eine gigantische Seenlandschaft entstehen lassen."

(RP/gre)
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