Unsere Kollegen testen... Thermomix - Ein Topf für alles?

Der Thermomix ist zum Star in der Neubaugebiets-Küche avanciert. Als automatisches Allzweck-Gerät scheint er von Workaholic, über Hausfrau bis zum Profikoch alle zu begeistern. Aber was ist dran an der Maschine? Fünf unserer Kollegen haben den Thermomix getestet.

Thermomix im Test: Reicht ein Topf für alles?
Foto: Thermomix

Wer in seiner Einbauküche noch keine der 34 Zentimer hohen und knapp acht Kilogramm schweren Küchenmaschinen integriert hat, fällt sofort auf. Was die Maschine, die es bereits seit mehr als 50 Jahren gibt, zum Gerät der Stunde macht? Sie kombiniert zwölf Funktionen — mixen, mahlen, zerkleinern, vermischen, schlagen, rühren, kneten, kochen, dampfgaren, wiegen. kontrolliert erhitzen und emulgieren — und kommt größtenteils mit nur einem Topf aus. Nur backen und braten kann sie nicht, dafür braucht man nach wie vor Backofen und Herd. Der Beinahe-Alleskönner hat einen hohen Preis: 1109 Euro.

Der Umsatz ist nach Angaben von Vorwerk in den vergangenen Jahren kontinuierlich zweistellig gewachsen. Die Wuppertaler Firma verkaufte erstmals in der Unternehmensgeschichte im Jahr 2013 mehr als 840.000 Geräte weltweit (in Deutschland waren es 220 000), im Herbst 2014 kam das Nachfolgermodell TM5 mit integriertem Rezeptchip auf dem Markt — das dürfte die Verkaufszahlen noch mal in die Höhe getrieben haben, noch liegen sie laut Vorwerk aber nicht vor.

Derzeit beträgt die Wartezeit drei Monate. Der Thermomix ist nicht über den Handel zu bekommen, sondern wird durch sogenannte Repräsentantinnen einem vorrangig weiblichen Publikum beim "Erlebniskochen" vorgeführt. Die Zahl der Vertreterinnen in Deutschland ist laut Vorwerk binnen eines Jahres um rund 50 Prozent gestiegen, aktuell sind es rund 9000.

Gianni Costa (37), Redakteur im Ressort Sport, Kochtyp: Alleskocher, macht möglichst viele Töpfe dreckig.

Milchreis. Immer wieder Milchreis. Mal mit Zimt und Zucker. Mal pur. Mal mit etwas Butter verfeinert. Zwischendurch mal mit Kirschen, mal mit Erdbeeren. Ich könnte nachts um drei Uhr noch die genauen Mengenangaben aufsagen — ein Liter Milch, 220 g Milchreis, etwas Zucker, ein Prise Salz. Stufe 1, 38 Minuten. Fertig. Der Thermomix macht kochen einfacher. Er entmündigt aber auch. Auf Knopf soundsoviel zu drücken und am Ende steht das fertige Gericht — das ist für mich nicht die Erfüllung meiner Kochträume. Und die gehen über Milchreis hinaus. Man kann Pasten kreieren. Oder Suppen. Man sollte sich nicht sklavisch an die vorgegebenen Rezepte halten. Die sind auf den Faktor Zeit ausgelegt. Und Schnelligkeit wird oft erreicht, weil man auf Kochen im Detail verzichtet. Der Thermomix ist ein nettes Spielzeug. Man muss es sich nur leisten wollen.

Leslie Brook (31), Redakteurin im Ressort Report, Kochtyp: vegetarisch, oft muss es schnell gehen, backt gerne

Bis vor kurzem habe ich meine Marmelade gekauft oder mich darüber gefreut, wenn ich etwas Selbstgemachtes geschenkt bekam. Jetzt bin ich diejenige, die zu allen möglichen Gelegenheiten ein Gläschen mitbringt. Abends, wenn ich feststelle, dass das Obst mal wieder überreif ist, schalte ich den Thermomix an und koche Erdbeeren, Kiwis oder Äpfel ein. Um diese Uhrzeit würde ich mich nicht mehr an den Herd stellen, aber der Thermomix verspricht schnelle Resultate. Innerhalb von 15 Minuten sind drei Gläser befüllt. Es ist anfangs ungewohnt, nicht dabei bleiben zu müssen, denn das Gerät kocht alleine. Auch einen Hefezopf oder Brot zu backen, ist einfach. Fürs Vitalbrot werden Leinsamen geschrotet. Das Geräusch klingt wie bei einem durchstartenden Raumschiff, aber zum Glück hebt die Maschine nicht ab. Wer viel backen will und noch keine Küchenmaschine hat, ist mit dem Thermomix gut bedient.

Florian Rinke (29), Volontär im Ressort Wirtschaft, Kochtyp: Hauptsache lecker, aber oft nur wenig Zeit

Einen Thermomix als Geschenk? Bin ich dafür nicht noch zu jung —schließlich brauche ich auch noch keinen Sportwagen? Und sowieso: Was soll ich mit einem Thermomix? Ich grille schließlich lieber Fleisch als Lachsfilets im Varoma-Aufsatz zu dünsten. Andererseits: Warum nicht? Man muss es ja nicht an die große Glocke hängen, um nicht sofort als Hausfrau von Freunden verspottet zu werden. Soweit der Plan. Doch dann war das Ding da. Und mit ihm entdeckte ich die Rezeptwelt. Zu Weihnachten verschenkten wir reihenweise Toffifee-Liköre, hergestellt in der neuen Allzweckwaffe. Mit jedem Kompliment für das leckere Getränk stieg der Mut, sich zu outen: Ja, auch ich bin Thermomix-Jünger. Mit einer Freundin fachsimple ich über Thermomix-Hackbraten, -Dips und -Suppen. Natürlich gibt es Spott, aber das ist mir egal. Ich stehe dazu, dass ich inzwischen sogar Lachs dünste.

Susanne Hamann (34), Journalistin im Ressort Gut leben, Kochtyp: asiatisch, teilzeit-vegan, pragmatisch

Wenn ich schon selbst koche, dann beginnt das bei mir so: Zwiebeln schneiden, Öl in die Pfanne, Brutzelgeräusch, los. Beim Thermomix gibt es das nicht mehr. Der möchte nur dünsten. Eigentlich ein bisschen schade um den Soundeffekt - und um das Röstaroma. Generell bleibt von dem Erlebnis zwischen Schneidebrett, Kräuterregal und Topf hin und her zu springen nur wenig übrig. Dafür eröffnet das Gerät neue Möglichkeiten: Brotaufstriche aus Gemüse lassen sich in fünf Minuten selbst herstellen. Das gleiche gilt für Gewürzmischungen oder Vanillezucker. Anstatt in kleinen Mengen für viel Geld aus dem Supermarkt kommt das bei mir jetzt frisch in großen Mengen aus der Maschine. Auch Suppen und Smoothies gibt es fast täglich. Viel Abspülen muss man mit dem Alleskönner ja trotz zahlreicher Zutaten nicht mehr. Für mich einer der größten Vorteile am Thermomix.

Martina Stöcker (41), Leiterin Ressort Report/NRW, Kochtyp: kreativ und bloß nicht nach Rezept!

Direkt vorneweg: Ich bin nicht objektiv! Ich besitze eine KitchenAid-Küchenmaschine, und ich habe mir sagen lassen, beides ginge nicht. Thermomix- und Kitchen-Aid-Fans haben so viel miteinander gemein wie Hunde- und Katzen-Freunde, wie Helene-Fischer- und Metallica-fans. Aber dieses Gerät hat eine Chance verdient: Alle schwärmen von Risotti und Sauce Hollandaise.

Wichtig noch: Ich bin nicht so für Technik! Ich bin zu faul, Bedienungsanleitungen zu lesen. Zum Glück, ist der TM5 gut zu handhaben, auch für mich. Er hackt, püriert und kocht — nichts zu meckern. Das Risotto ist okay, der Hefeteig auch. Aber das Geräusch, das das Ende eines Schritts anzeigt, nervt. Es hört sich an, als würde in meiner Küche gleich ein ICE einfahren.

Deshalb am Schluss: Ich bin kein Thermomix-Typ! Dieses Einstellen von Sekunden, von Rührgraden und exakten Temperaturen ist für mich nicht das Kochen, so wie ich es schätze und wie mir es gefällt. Es ist kein Fluss, sondern ein zerlegter Prozess. Und ich zerlege Gemüse gerne selbst und rühre, wenn es im Topf zischt und blubbert. Außerdem habe ich Waage, Pürierstab, Pfannen, Herd — und die KitchenAid. Es ist wohl doch was dran an diesem Vorurteil.

(RP)
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