Palmyra Antike Tempel von Palmyra in Gefahr

Palmyra · In der Oasenstadt im Zentrum Syriens scheint die Terrormiliz "Islamischer Staat" ihr Zerstörungswerk fortsetzen zu wollen. Das bedrohte Ensemble reicht vom Baal-Tempel bis zu Grabanlagen, von Thermen bis zur Prachtstraße.

Das ist die Ruinenstadt Palmyra in Syrien
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Das ist die Ruinenstadt Palmyra in Syrien

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Foto: afp

Nun ist auch das Weltkulturerbe in der antiken syrischen Oasenstadt Palmyra von Zerstörung bedroht - erneut bedroht, muss man anfügen, denn schon in den Jahren 2012 und 2013 war die Stätte bei Kämpfen beschädigt worden. Ob Originale oder Nachbildungen betroffen sind, lässt sich aus der Ferne schwer beurteilen. Generell gilt, dass große Stücke den Barbaren der Terrormiliz "Islamischer Staat"eher zum Opfer fallen als kleine. Denn die kleinen werden auf dem mehr denn je florierenden internationalen Schwarzmarkt in Bargeld verwandelt. Das sichert den Kämpfern die Finanzierung weiterer Feldzüge.

Die schlechte Nachricht vom Wochenende lautet, dass bei Gefechten zwischen Truppen des Machthabers Baschar al-Assad und der Terrormiliz nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Dutzende Kämpfer beider Seiten starben. Die gute besagt, dass nach Darstellung des regimetreuen Gouverneurs der Provinz Homs, Talal Barasi, die Regierungstruppen den IS aus seinen Positionen am Rand von Palmyra und von den umliegenden Hügeln zurückdrängten, so dass die Schätze antiker Architektur doch verschont bleiben - vorerst.

Die gut erhaltene Tempelstätte von Palmyra gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten und damit zugleich als mögliches Ziel der islamistischen Kulturvernichter. Denn sie wissen: Je prominenter die Objekte sind, an die sie ihre Spitzhacken anlegen, desto mehr erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Taten durch die Nachrichtensendungen in alle Welt verbreiten.

Palmyra war einst das, was der IS heutzutage unbedingt verhindern oder beseitigen will: eine weltoffene Stadt, in der unterschiedliche Sprachen gesprochen und mehrere Gottheiten nebeneinander angebetet wurden. Für das 1. Jahrhundert v. Chr. sind für den Ort Priester des Baal und ein Baal-Tempel belegt. Der war insbesondere im 1. Jahrhundert n. Chr. eines der bedeutendsten religiösen Bauwerke im gesamten Vorderen Orient. Der Baal-Kult hielt sich dort bis in die Spätantike. Ende des 1. Jahrhunderts brachten römische Truppen ihren eigenen Götterhhimmel mit. Im 4. Jahrhundert war Palmyra Sitz eines christlichen Bischofs, der seine Kirche im ehemaligen Baal-Tempel einrichtete. Erst im Jahr 634 gelangte mit den Arabern der Islam in die Stadt. Nach 636 ging die Siedlung endgültig aus römischer Hand in die der Moslems über. Die meisten Bewohner verließen daraufhin den Ort.

Außer dem Baal-Tempel gibt es in Palmyra etliche weitere Sehenswürdigkeiten - unter anderem:

Prachtstraße Eine einen Kilometer lange Prachtstraße, die um das Jahr 220 ihre heutige Form erhielt, umfasst unter anderem einen Hadriansbogen. Hohe Säulen und Bronzestatuen palmyrischer Würdenträger begrenzten die Straße.

Tempel des Nebo Südwestlich des Hadriansbogens steht der Tempel des Nebo, einer ursprünglich mesopotamischen Gottheit, die in Palmyra mit Apollo gleichgesetzt wurde.

Thermen Auf der anderen Seite der Säulenstraße liegen die Diokletiansthermen, unter anderem mit einem Heißbaderaum und einem Raum für gemäßigte Hitze.

Nekropole Vor den Toren der Stadt befinden sich mehrere Gräberfelder, darunter unterirdische, mit Fresken verzierte Grabanlagen. In den Gräbern wurden auch Mumien gefunden. Im 13. Jahrhundert erbauten Muslime eine Festung etwa zwei Kilometer von der Ruinenstätte entfernt. Diese Burg erlangte jedoch keine große Bedeutung mehr.

(RP)
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