Leipzig Autoren verlegen ihre Bücher selbst

Leipzig · Heute beginnt die Leipziger Buchmesse. Ein Trend: E-Books im Selbstverlag.

Sie wollte eine Geschichte schreiben, so geheimnisvoll und romantisch wie die Vampir-Saga "Twilight" – nur sollte es nicht die nächste Blutsauger-Geschichte werden. Also schmökerte Ina Körner in schottischen Sagen, stieß bald auf ein Fabelwesen aus dem Wasser – und fing an zu schreiben. 2009 war die Geschichte über die Liebe zwischen dem jungen Mädchen Emma und dem rätselhaften Calum fertig. Doch kein Verlag wollte Körners Romantasy-Roman herausbringen. Damals hörte die Autorin von Plattformen im Internet, auf denen Schriftsteller ihre Werke als E-Books selbst veröffentlichen. "Im Oktober 2011 habe ich mein Buch hochgeladen", sagt Ina Körner, die sich im Internet Marah Woolf nennt. 45 Bücher verkaufte sie innerhalb der ersten beiden Wochen. "Da war ich schon stolz", sagt sie.

Doch dann ging es erst richtig los: In sozialen Netzwerken empfahlen immer mehr Leser ihr Buch . Die Autorin selbst fing an, in einem Blog aus ihrer Schreibwerkstatt zu berichten, trat in direkten Austausch mit ihren Lesern, ließ sie etwa über die Namen von Figuren abstimmen. So wurde ihr Erstling ein Bestseller im Internet. Bis heute hat Marah Woolf "Mond Silber Licht" 32 000 Mal verkauft, die beiden Bücher, die sie schnell folgen ließ, 38 000 Mal. "Mit so einem Erfolg hätte ich nie gerechnet", sagt Körner. Inzwischen hat die gelernte Bankkauffrau und Mutter dreier Kinder das Schreiben zu ihrem Beruf gemacht.

Self-Publishing – das Selbstverlegen von Büchern durch die Autoren – ist ein neuer Wachstumsmarkt der Buchbranche, die wegen der steigenden Zahl elektronischer Bücher und der Verlagerung des Buchhandels ins Internet ohnehin vor großen Umbrüchen steht. Darum hat die Leipziger Buchmesse, die heute Abend beginnt und bis Sonntag 2063 Aussteller und 2900 Autoren erwartet, erstmals einen Self-Publisher-Preis für unabhängige Autoren ausgelobt. Marah Woolf und die Sachbuchautorin Heidi Schmitt sind die ersten Preisträgerinnen. Noch existieren keine offiziellen Zahlen darüber, wie viele Autoren in Deutschland ihre Werke nicht mehr klassisch über Verlage herausgeben, sondern einen der Internetdienste in Anspruch nehmen und das Marketing über Internet-Netzwerke selbst übernehmen. Doch die großen Online-Buchhändler haben die Marktchance längst erkannt, und auch klassische Verlage bemühen sich um freie Autoren. Droemer etwa betreibt seit 2010 die Plattform Neobook, in der bereits 1300 Autoren ihre Bücher anbieten, derzeit kommen im Schnitt 80 bis 100 Autoren pro Monat hinzu. Solche Angebote sind für die Autoren zunächst kostenlos. Erst wenn sie Bücher verkaufen, gehen 30 Prozent des Erlöses an die Verlage. "Besonders gut laufen Krimis und Unterhaltungsliteratur", sagt Juliane Reichwein von Neobooks.

Gute Bücher von schlechten zu unterscheiden, ist auf diesem Markt ohne Verlage und Lektoren allerdings allein Sache der Leser.

(RP)
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