Meerbusch Bäumchen, wechsel dich

Meerbusch · In Form geschnittene Bäume und Spalierobst erfreuen sich bei Hobby-Gärtnern immer größerer Beliebtheit. Bei der kunstvollen Gestaltung der Pflanzen gibt es aber vieles zu beachten.

Getrimmte Hecken, kunstvoll in Form geschnittene Sträucher und prachtvoll arrangierte Spalierobstbäume - was in Schlossgärten und Parkanlagen längst zum Standardrepertoire gehört, ist zunehmend auch in privaten Gärten zu finden. Beim Trimmen und Beschneiden sind der Kreativität von Hobby-Gärtnern kaum Grenzen gesetzt. "Grundsätzlich lässt sich fast jede Pflanze in Form schneiden. Einige sind aber schlechter geeignet als andere", erklärt Saladin Alija, Leiter der Baumschule in Bogie's Pflanzenwelt in Meerbusch. Beliebt für Formschnitte sind vor allem Eibe, Zypresse und Kirschlorbeer. Auch Kiefern sind für kunstvolle Arrangements geeignet. "Ein Klassiker sind dann zum Beispiel Bäume mit nadelfreien Ästen und buschigen Enden. Dieses schöne Bild kann man dann mit Lichteffekten auch noch unterstützen", sagt Diplom-Agraringenieur Jochen Dornbusch.

Die wohl beliebtesten Pflanzen für Formschnitte sind immer noch Buchsbäume. Dornbusch aber rät aktuell davon ab, diese zu pflanzen. Der Grund: Derzeit nistet der Buchsbaumzünsler, eine Schmetterlingsart aus Ostasien, in den Bäumen. "Wenn die Larven schlüpfen, können sie in einer Nacht einen ganzen Buchsbaum wegfressen", erklärt der Gartenexperte. Selbst, wenn man es schaffe, den Abfraß mehrfach zu unterbinden - eine ständige Kontrolle der Bäume sei nicht möglich. Als Alternative zum Buchsbaum empfiehlt Jochen Dornbusch, zu bestimmten Stechpalmenarten zu greifen. Der Ilex crenata, die sogenannte japanische Stechpalme, kommt dem Buchsbaum optisch sehr nahe.

Wer die Pflanzen im heimischen Garten in Form schneiden will, braucht keine Angst davor zu haben, etwas falsch zu machen. "Generell sind Pflanzen strapazierfähiger, als man denkt", sagt Jochen Dornbusch. Ratsam sei, regelmäßig zu schneiden. "Wer das konsequent macht, hat auch Spaß an seinem Garten." Wichtig sei vor allem, auf die Vogelschutzverordnung zu achten: Vom 1. März bis zum 30. September ist es wegen nistender Vögel verboten, Hecken zu roden, zu schneiden oder komplett zu zerstören. Lediglich Form- und Pflegeschnitte sind in diesem Zeitraum erlaubt.

Ob nun zur Pflege oder zur Gestaltung - Saladin Alija rät Hobbygärtnern, nicht in der prallen Mittagssonne, sondern in den Morgen- oder Abendstunden zu schneiden. "Sonst gibt es Verbrennungen an den Schnittstellen." Wer dennoch im Sonnenschein schneiden möchte, für den hat Alija einen Tipp: "Vor allem bei Zypressen kann man zwischen den einzelnen Schnitten die Pflanze mit Wasser überbrausen, um Verbrennungen zu verhindern." Um die Schnittstellen nicht zu groß werden zu lassen, sollte man vor allem bei Pflanzen mit kleineren Ästen mit einer Gartenschere schneiden. "Der Schnitt erfolgt dann knapp über dem Blattansatz, damit man die Schnittspuren nicht sieht. Wichtig ist, nicht das Blatt zu beschädigen", so Alija.

Solche kleinen Gartenscheren sollten laut Jochen Dornbusch zur Grundausstattung für Hobby-Gärtner gehören. Ab einer gewissen Pflanzengröße empfiehlt er eine Teleskop- und bei einem größeren Heckenbestand eine Heckenschere. "Die aber nur, wenn man sich den Umgang mit ihr zutraut, sonst gibt es Löcher in der Hecke." Damit sich keine Pilze oder Schädlinge vom Werkzeug auf die Pflanze übertragen, sollte es immer sauber sein. Mit scharfen Scheren verhindert man zudem Quetschstellen an den Zweigen.

Neben in Form geschnittenen Bäumen und Sträuchern hält auch vermehrt Spalierobst Einzug in private Gärten. An zumeist gitterartigen Konstruktionen aus Holz oder Metall werden Obstbäume befestigt, die dann in die gewünschte Form oder an Außenwänden entlang wachsen. Wer sich dafür entscheidet, Spalierobst im Garten wachsen zu lassen, dem rät Jochen Dornbusch, schon bei der Auswahl genau hinzusehen. Die ausgewählte Obstbaumsorte sollte so gezüchtet sein, dass sie möglichst wenig anfällig für Pilzerkrankungen ist.

Wie beim Formschnitt gibt es auch beim Spalierobst viele Gestaltungsmöglichkeiten. "Es sollte zumindest aber beispielsweise eine Doppel-U-Form sein, damit der Anblick etwas hergibt", Jochen Dornbusch. Bei der Auswahl der Pflanzen sollten Hobbygärtner darauf achten, dass die Triebe waagerecht oder im 45-Grad-Winkel vom Stamm weglaufen. "Diese werden dann mit Spanndraht oder im ersten Wachstumsstadium auch mit Bambusstäben in der gewünschten Form befestigt", erklärt Saladin Alija. Wichtig beim Anlegen von Spalierobst sei, dass es an einem sonnenzugewandten Ort gepflanzt werde.

Die Pflege ist Spalierobst einfach - ein paar Dinge gibt es aber zu beachten, wenn der formschöne Anblick möglichst lange erhalten bleiben soll: "Seitentriebe, die in die falsche Richtung wachsen, müssen einfach nur abgeschnitten werden. Zudem sollte man - wie bei allen Pflanzen - auf eine nährstoffreiche Blumenerde setzen, damit eine gewisse Grundversorgung gegeben ist."

Saladin Alija empfiehlt Gärtnern, die ihr Spalierobst in einem Topf wachsen lassen, es etwa alle zwei Jahre umzutopfen und das Wurzelwerk um ein Drittel zu verkleinern. So bekommen die Wurzeln neuen Entfaltungsraum und können wieder Nährstoffe aufnehmen. Gleichzeitig sollte das Gehölz oben hin und wieder beschnitten werden. "Triebe, die keine Früchte tragen, kosten die Pflanze nur Energie und Kraft", so Alija. Eine optimale Zeit zum Beschneiden von Obstgehölzen gibt es nicht. "Das geht ganzjährig", sagt Experte Jochen Dornbusch.

Egal, ob in Form gebrachter Buchsbaum oder in die Höhe rankendes Spalierobst - einen Tipp hat der Profi-Gärtner für jeden Fall: "Bei Pflanzen, die lange nicht geschnitten wurden, sind kleine Schnitte oft keine Lösung. Manchmal ist ein nachhaltiger Schnitt wertvoller."

(tsp)
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