Busse schonen das Klima am besten Bahnfahren längst nicht so umweltfreundlich

Frankfurt/Main (RPO). Bahnfahren ist weniger umweltfreundlich wie die Deutsche Bahn AG behauptet. Bei einer Fernreise verbraucht ein Zug pro Fahrgast umgerechnet etwa 3,9 Liter Benzin auf 100 Kilometern. Das ist etwa doppelt so viel wie die 2,3 Liter pro Passagier, die die Bahn immer angibt. Die Bahn kritisiert das Ergebnis als "einseitig".

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Foto: AP

Eine Auswertung verschiedener Statistiken durch die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ergab ein überraschendes Ergebnis: Danach verbraucht im Durchschnitt 3,9 Liter Benzin auf hundert Kilometer, wer in Deutschland eine normale Fernreise mit der Bahn unternimmt. Die Zahl liege wesentlich höher als die 2,3 Liter pro Passagier auf hundert Kilometer, die die Bahn immer wieder angebe.

Die Bahn berücksichtige in ihren Statistiken nicht, dass sie auch Energie verbrauche, um ihre Infrastruktur zu unterhalten. Zudem müssten Bahnfahrer energieverbrauchende Umwege in Kauf nehmen. Wer eine Fernfahrt mit dem Auto unternehme, verbrauche laut Statistik 5,2 Liter Benzin.

Der Bericht kritisierte, dass der von der Bahn oft angegebene Ausstoß von 52 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer und Passagier im Fernverkehr nur die Energie erfasse, die der Zug aus den Oberleitungen entnehme. Die Bahn berücksichtige zudem nicht, dass sie für zusätzliche Verkehrsleistungen Strom fast nur aus Kohlekraftwerken beziehen könne.

In den Rechnungen des Umweltbundesamts heiße diese Vergleichsmethode "Zuwachsbetrachtung". Diese einberechnet, stiege der Bahn-Vergleichswert auf 110 Gramm. Das unterscheide sich kaum von den 122 Gramm, die bei einer Fernfahrt mit dem Auto durchschnittlich verursacht würden.

Das bei weitem klimafreundlichste Verkehrsmittel sei der Fernreisebus: Bei ihm kommt man auf einen Verbrauch von umgerechnet 1,6 Liter pro Person auf hundert Kilometer, beziehungsweise auf 40 Gramm Kohlendioxid pro Person und Kilometer. Das kommt daher, weil Fernreisebusse in der Regel sehr gut besetzt sind.

Bahn kritisiert einseitige Diskussion

Die Bahn wies die Vorwürfe zurück. "Mit einem durchschnittlichen Flottenverbrauch von 2,9 Litern Kraftstoffäquivalent im Fernverkehr pro Person und 100 Kilometer sind die Züge der Deutschen Bahn AG erheblich klimafreundlicher als Pkw und Flugzeug", erklärte Bahn-Umwelt-Chef Joachim Kettner. Entsprechend günstig seien die CO2-Werte: Pro Person und Kilometer 52 Gramm.

Die Rechnungen der Bahn basierten auf der realistischen Auslastung von mehr als 40 Prozent im Fernverkehr. "Je mehr Menschen mit der Bahn reisen, desto günstiger wird die Klimabilanz der Bahn. Der Reisebus mit seiner hohen Auslastung profitiert genau davon." Aufgrund der hohen Auslastung sei der ICE zwischen Berlin und Hamburg auf Kraftstoff umgerechnet mit lediglich zwei Liter unterwegs, bei Vollauslastung fahre er mit einem Liter auf 100 Kilometer.

Kettner sprach von einer einseitigen Diskussion über die CO2-Verringerung. Der Verkehr sei mit einem Anteil von 23 Prozent am Gesamt-CO2-Ausstoß beteiligt. Davon entfalle auf die Bahn ein Prozent, obwohl ihr Anteil am Verkehrsaufkommen im Personenverkehr insgesamt neun Prozent betrage. "Diese Zahlen sprechen für sich", sagte Kettner.

Er betonte, die Bahn lege ihrer Berechnung die gesamte Vorkette der Energieproduktion zugrunde, vom Kraftwerk bis zum Fahrzeug. Der Pkw hingegen gebe seinen Verbrauch ab Zapfsäule an. "Der effizienteste Beitrag zum Klimaschutz im Verkehrsbereich ist deshalb die Verlagerung von der Straße auf die Schiene", sagt Kettner. "Jetzt ist nicht die Zeit der Zahlenkämpfe, jetzt gilt es, durch eine intelligente Vernetzung der Verkehrsträger die Mobilität so umweltverträglich wie möglich zu gestalten."

(afp)
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