Ausstellungen in NRW Bilder des Sommers

Düsseldorf · Wem es zu heiß wird, dem hilft nicht nur ein Sprung ins Freibad. Auch in Museen ist es schön kühl - und beschaulich dazu.

Leverkusen Die wundervollste Sommer-Ausstellung der Region heißt schlicht "Gert & Uwe Tobias" und ist im Leverkusener Museum Morsbroich zu erleben. Die Kölner Zwillinge, die ihre Namen durch das altertümliche Et-Zeichen zu verbinden pflegen, laden ein in ein Panorama aus Zeichnungen, Keramik und Holzschnitten, in dem sie surreale Wunder geschehen lassen. Vogelartige Wesen schweben durch die Dunkelheit, Tiere erwachsen mit Dingen, riesige Schnecken kriechen durch die künstliche Welt, eine fliegende Hand, ein Arm weisen aus dem Bild hinaus. In den Holzschnitten kontrastiert oft ein großes schwarzes Möbelstück mit stark farbigen Gliedmaßen, die sich kaum jemals zu einem vollständigen Organismus fügen. Die sich über drei Stockwerke erstreckende Ausstellung ist ein Gesamtkunstwerk: eine Welt zwischen Mensch und Tier, Leben und Tod, Schönheit und Bedrohung. (Gustav-Heinemann-Straße 80; bis 23. August; Do. 11 bis 21 Uhr, Di., Mi., Fr. bis So. 11 bis 17 Uhr; Eintritt: 5,50 Euro)

Düsseldorf Die zweitschönste Sommer-Ausstellung ist die Miró-Schau in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW: "Malerei als Poesie". Der 1893 in Barcelona geborene, als 90-Jähriger in Palma de Mallorca gestorbene Lieblingsmaler ungezählter Kunst- und Posterfreunde hatte sich ein großes Reservoir erdacht: Leider, Auge Kopffüßler und männlichen Samen, Stern, Mond, Wolke und Schnecken. Und er mochte als Sonderfall des Zeichens Schriften aller Art: fernöstliche Kalligraphie besonders, Handschriften, Typographie, Bücher und das Zusammenspiel von Kunst und Literatur. Eine Fülle von Bildern, die dieser Vorliebe entsprungen sind, ist jetzt in Düsseldorf zu bewundern. Am Ende vereinen sich Sterne, Mond und Wolken zu einem Lob der Schöpfung, zu einem Kosmos, in den die Betrachter ihr eigenes Schicksal deuten können. So wird die Ausstellung auch diejenigen für Miró begeistern, die glauben, sie hätten sich an ihm längst sattgesehen. (Grabbeplatz; bis 27. September; Di. bis Fr. 10 bis 18 Uhr, Sa./So. 11 bis 18 Uhr; Eintritt: zwölf Euro)

Köln Wer regelmäßig im Kölner Wallraf-Richartz-Museum zu Gast ist und die Schausammlung kennt, wird daraus vor allem die Abteilung Impressionismus zu schätzen wissen. Aus diesem Bestand hat die Museumsleitung jetzt eine eigene Ausstellung geschöpft: "Mit den Impressionisten entlang der Seine". Die Schau vereint 39 Bilder und verdeutlicht damit, wie sich die Künstler von der Seine und ihrer Umgebung inspirieren ließen. Seit der Erfindung der Tubenfarbe verließen von der Mitte des 19. Jahrhunderts an immer mehr Künstler ihre Ateliers und zogen mit Leinwand und Palette im Gepäck in die Natur. Was sie dabei zustande brachten, ist in dieser Ausstellung zu sehen: farbkräftige Werke unter anderem von Alfred Sisley, Monet, Gustave Caillebotte, Renoir und Gauguin. (Obenmarspforten; bis 27. September; Di. bis So. 10 bis 18 Uhr, Do. bis 21 Uhr; Eintritt: neu Euro)

Düsseldorf Wenn Schauspieler in fortgeschrittenem Alter zu malen beginnen oder Sängerinnen sich aufs Töpfern verlegen, ist Vorsicht geboten: Nicht jedes Hobby zeitigt ausstellungswürdige Ergebnisse. Auch die Fotografien des Filmemachers Wim Wenders, die im Düsseldorfer Museum Kunstpalast zu sehen sind, sollten nicht mit der gleichen Elle gemessen werden wie seine Filme - das gesteht er selbst ein. Man merkt, dass er bei seinen Aufnahmen aufs Stativ verzichtet. Sein Auge für lohnende Motive allerdings ist untrüglich. Globetrotter Wenders bevorzugt menschenleere Landschaften: einen See in Galiläa im Morgenlicht, die Rocky Montains an einem Sommertag, "die Heuballen sehen aus wie Figuren auf einem riesigen Brettspiel", heißt es in der Bildlegende. Ob Kuba oder USA, Palermo oder Wuppertal - überall stieß der fotografierende Filmemacher auf geheimnisvolle Orte. Ein Erlebnis. (Ehrenhof; bis 16. August; Di. bis So. 11 bis 18 Uhr, Do. bis 21 Uhr; Eintritt: zwölf Euro)

Bedburg-Hau-Moyland Die Apokalypse ist seit je ein beliebtes Filmthema. Auch in der bildenden Kunst hat die Vorstellung von allumfassender Verwüstung eindrucksvolle Spuren hinterlassen, zum Beispiel in den Bildern des expressionistischen Malers Ludwig Meidner. Wie sich das alte Thema neu inszenieren lässt, das führt die amerikanische Fotografin Lori Nix im Museum Schloss Moyland am Niederrhein vor: Sand weht durch offene S-Bahn-Türen, erster Strandhafer sprießt, Bäume wachsen durch die Decke einer altehrwürdigen Bibliothek, und ein Waschbär schaut verwundert in den Treppenschacht eines Glockenturms. Der Mensch hat die Erde verlassen, seine Konstrukte stürzen ein und werden überwuchert. Der Weg dieser Gedankenexperimente führt zur Fotografie nicht über den Computer, sondern über dreidimensionale Miniatur-Szenen, welche die Künstlerin mit ihrer Partnerin Kathleen Gerber modelliert. Das dauert im Schnitt sieben Monate und mehr pro Szene. Dann fotografiert Nix die Modelle mit einer Großbildkamera auf analogem Film. Die wenige Abzüge werden nicht digital bearbeitet. Die 1,2 mal 1,5 Meter großen Fotografien wirken auf den Betrachter, als hätte Lori Nix der Apokalypse paradoxerweise beigewohnt. (Am Schloss 4; bis 9. August; Di. bis Fr. 11 bis 18 Uhr, Sa./So. 10 bis 18 Uhr; Eintritt: sieben Euro)

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort