Kolumne Dozentenleben Auf die letzte Minute

Die menschliche Natur ist merkwürdig. Alle stöhnen ständig über Termindruck, dabei machen wir uns den meistens selbst. Da kennen wir lange Zeit im Voraus Termine, die wir einhalten sollten oder die für uns wichtig sind, und trotzdem tritt das Ereignis immer vollkommen unerwartet ein. Weihnachten zum Beispiel. Oder das Abitur. Und in den kommenden Wochen werden Tausende Studenten von ihren Klausurterminen überrascht werden oder vom Abgabetermin für ihre Examensarbeit. Sehr verführerisch ist es, sich durch eine Krankschreibung vom Arzt vor einer Prüfung zu drücken. Doch für die Examensarbeit gilt das ärztliche Attest nicht, schließlich hat man mehrere Monate Zeit gehabt. So legen die Verfasser von Examensarbeiten am Schluss meist ein paar Nachtschichten ein. Mitarbeiter von Kopier-Shops können die tollsten Geschichten von übernächtigten Examenskandidaten erzählen, die zum Abgabetermin so neben der Kappe sind, dass sie nicht einmal den Briefkasten des Prüfungsamts alleine finden.

Clever ist es, den Kopier-Shop ihres Vertrauens im Vorfeld über die Dringlichkeit des Ausdrucks und des Bindens zu unterrichten und das Dateiformat zu besprechen. Denn die Mitleidstour zieht bei den Mitarbeitern dort nicht, das versuchen nämlich alle. Eine Studentin, die mitleidheischend verkündete, sie habe die letzten zwei Nächte durchgearbeitet, erhielt zur Antwort: "Dann rauchst du aber nicht. Die Raucher sehen immer ganz furchtbar aus."

(RP)
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