Als "Free Mover" an die fremde Uni Auslandsstudium auf eigene Faust

Leipzig · Neben Austauschprogrammen wie Erasmus gibt es viele weitere Möglichkeiten, einen Teil des Studiums im Ausland zu verbringen. Dabei kann finanzielle und organisatorische Unterstützung bekommen, wer selbstständig den Schritt ins Ausland wagt.

Nach dem Abi ins Ausland: Das ist möglich
Infos

Nach dem Abi ins Ausland: Das ist möglich

Infos
Foto: dpa, Karlheinz Schindler

Ein Auslandsaufenthalt während des Studiums gehört für viele Studenten dazu. Aus Neugier, Interesse am Kulturaustausch oder weil es sich gut im Lebenslauf macht. Der einfachste Weg, um die für viele so wichtigen Auslandserfahrungen zu sammeln, heißt nach wie vor Erasmus.

Das EU-Programm fördert den europaweiten Austausch von Studenten zwischen Partneruniversitäten. "Mehr noch als die finanzielle Förderung ist die feste Struktur ein Vorteil von Erasmus", sagt Jane Moros vom Akademischen Auslandsamt der Universität Leipzig.

Programmkoordinatoren kümmern sich um Fragen und Probleme, und die Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen sei ebenfalls meist gesichert. Neben Erasmus ist der direkte Austausch, den Hochschulen außerhalb der staatlichen Förderprogramme vereinbaren, der einfachste Weg ins Ausland.

Eigeninitiative als "Free Mover"

Doch was machen Studenten, die keinen Programmplatz ergattern? Was ist, wenn die eigene Hochschule keine Kooperation mit der Traum-Uni oder in das bevorzugte Gastland unterhält?

Wem die existierenden Angebote nicht genügen, der könne als "Free Mover" selbst die Initiative ergreifen. "Studenten können sich dann direkt bei der ausländischen Gasthochschule um die Zulassung bewerben", erklärt Moros. Sie haben in der Regel den größeren zeitlichen, organisatorischen und oft auch finanziellen Aufwand, aber den Vorteil, sich absolut frei für den Studienort entscheiden zu können. "Die Anforderungen der Gasthochschulen für freie Bewerbungen sind oft höher als in Austauschprogrammen, einzureichende Unterlagen sind umfangreicher, Sprachnachweise formalisierter und Fristen oft strikter."

Doch auch wer seinen Auslandsaufenthalt individuell plant, könne finanzielle Förderung erhalten. "Da ist der Klassiker natürlich das Auslands-BAföG", so Moros. "Damit sind in vielen Ländern auch Free Mover-Aufenthalte gut finanzierbar." Außerdem können sich Studenten für ein Promos-Stipendium des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) bewerben.

"Aktuell haben wir 279 Hochschulen in der Förderung", sagt Frank Merkle vom DAAD in Bonn. Hochschulen, die sich erfolgreich bewerben, erhalten ein Budget, um Auslandsaufenthalte ihrer Studenten zu fördern. "Das bedeutet auch, dass das Auswahlverfahren für Promos bei der jeweiligen Hochschule liegt, also immer leistungsbezogen ist", erklärt Merkle. Wie die Auswahlverfahren aussehne, könne jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich sein.

"Die Förderung beträgt 300 Euro im Monat, ist also sogar etwas höher als bei Erasmus. Dazu kommt ein Reisekostenzuschuss", erläutert Moros. Die Nachfrage nach den Stipendien sei zumindest in Leipzig sehr groß - nur etwa ein Viertel der Anträge habe Erfolg.

Promos sei auch eine Reaktion auf den beschleunigten Studienprozess in Zeiten des Bachelors. Gerade bei Auslandsaufenthalten von bis zu sechs Monaten seien die Hochschulen näher am Studenten. "Dadurch können sich die Vorlaufzeiten verkürzen. Bei einem DAAD-Jahresstipendium muss man teilweise Vorlaufzeiten von über einem Jahr einplanen", sagt Merkle.

Denn wer länger ins Ausland möchte, kann dies auch über den DAAD finanzieren. In den meisten Fällen hätten die Studenten dann noch keine feste Zusage ihrer Wunsch-Hochschule. Das sei aber zum Bewerbungszeitpunkt auch nicht zwingend vorgeschrieben. "Sie können sich mit mehreren Studienvorhaben bewerben", so Merkle. Bei erfolgreicher Bewerbung werde eine Förderung unter Vorbehalt zugesagt und ausgezahlt, wenn das Auslandsstudium tatsächlich beginnt.

College Contact

Wer einen Teil des Organisationsaufwands loswerden will, findet Hilfe auch außerhalb der Hochschule. "Empfehlenswert sind aber nur Angebote von Organisationen, die von Hochschulen im Ausland finanziert werden", sagt Moros. Denn diese können Vermittlung und Beratung kostenfrei zur Verfügung stellen.

Ein Beispiel ist das Unternehmen College Contact in Münster. "Wir sind Repräsentant von ungefähr 200 ausländischen Hochschulen", so die stellvertretende Geschäftsführerin Alexandra Michel. "Wir sind dafür zuständig, im Namen dieser Hochschulen deutsche Studenten zu beraten, die entweder ein Auslandssemester oder auch das komplette Studium dort verbringen wollen."

Neben der Beratung nehme die Agentur den Studenten einen Großteil des Schriftverkehrs für die Bewerbung aus der Hand. "Wir leiten die Unterlagen weiter und sind dann erster Ansprechpartner der ausländischen Hochschulen." Dabei treffe College Contact keine Vorauswahl. "Im Prinzip geben wir alle Bewerbungen weiter, die wir bekommen", sagt Michel. Wer einen Zweierschnitt habe, hat an fast allen unserer Partnerhochschulen gute Chancen.

Der kleine Haken: "Da wir nur Deutsche ins Ausland vermitteln, also keinen Austausch anbieten, müssen meist Studiengebühren gezahlt werden."

Unterm Strich ist ein Auslandsaufenthalt als "Free Mover" nicht unbedingt mehr wert als der etwas bequemere Weg über Erasmus. "Es kommt vor allem darauf an, wie jeder Student die Zeit im Ausland nutzt, Leistungen erbringt, Fähigkeiten erwirbt, aber auch Netzwerke vor Ort schafft und Zeiten nach dem Auslandsstudium plant", sagt Moros.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort