Professoren-Leben Avicenna auf der Überholspur

Seit den 60er Jahren galt die katholische Arbeitertochter vom Lande als Inbegriff der Bildungsbenachteiligung. Inzwischen sind die Mädchen längst auf der Überholspur und in allen Bildungsbelangen den Jungs zum Teil weit voraus. Ob man Ähnliches dereinst vom Bildungsrückstand der Muslime sagen wird? Es sieht ganz danach aus. Auch die in Deutschland lebenden Muslime besinnen sich mehr und mehr darauf, dass in der frühen Blüte des Islam Wissenschaft, Kultur und Bildung einen hohen Stellenwert hatten. Dass Algebra ursprünglich ein arabisches Wort ist und vom arabischen Autor al-Khwarizimi im 9. Jahrhundert erfunden wurde, ist uns kaum geläufig. Dass auch die Erschließung der griechischen Philosophie und der medizinischen Heilkunde der Römer über muslimische arabische Gelehrte vermittelt wurde - wer weiß das heute noch? Wohl lesen wir häufiger , dass es ja kein Zufall sei, dass es keinen einzigen muslimischen Nobelpreisträger gebe. Wobei das nicht einmal richtig ist: 1979 erhielt der Pakistani Abdus Salam als erster Muslim den Nobelpreis für Physik. Dass religiöse Eiferer in Pakistan auf seinem Grabstein das Wort "Muslim" haben streichen lassen, weil er der falschen Glaubensrichtung angehört, steht auf einem anderen, unschönen Blatt.

Dass es seit diesem Studienjahr ein Studienförderungswerk für Muslime gibt, dessen Name an den persischen Universalgelehrten und Mediziner Avicenna aus dem 11. Jahrhundert erinnert, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich in Zukunft der Bildungsrückstand der Muslime in einen Vorsprung verwandeln könnte. In den Seminaren und Hochschulgruppen zählen sie oft heute schon zu den Aktivposten.

(RP)
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