"Zu verschult und oberflächlich"? Bachelor und Master weiter in der Kritik

Frankfurt/Main · Vor zehn Jahren wurden die kürzeren Bachelor- und Master-Studiengänge in Deutschland eingeführt - doch die sogenannte Bologna-Reform steht noch immer in der Kritik. Das Studium sei zu verschult und oberflächlich.

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Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Horst Hippler, kritisierte nun zum Jubiläum die Verkürzung des Studiums. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) wertet die Reform dagegen als Erfolg.

Die Einführung der Bachelor- und Master-Abschlüsse wurde im August 2002 durch die Änderung des Hochschulrahmengesetzes auf den Weg gebracht. Hintergrund ist die so genannte Bologna-Erklärung aus dem Jahr 1999. Damals verständigten sich in der italienischen Universitätsstadt 30 europäische Staaten darauf, einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen.

Ziel waren unter anderem vergleichbare Abschlüsse, nämlich Bachelor und Master, sowie eine verbesserte Mobilität von Studenten und Wissenschaftlern. Mittlerweile beteiligen sich 47 Länder an dem Prozess zum Umbau der Hochschulen.

Bachelor nach drei Jahren

In Deutschland sind die kürzeren Bachelor- und Masterstudiengänge das Kernstück der Reform. Der Bachelor soll in der Regel nach drei Jahren abgeschlossen werden. So sollen die deutschen Hochschulabsolventen früher als bisher ins Berufsleben einsteigen. Auf dem Bachelor baut der ein- bis zweijährige Masterstudiengang auf. Im vergangenen Wintersemester waren nach Angaben des Bundesbildungsministeriums 85 Prozent der mehr als 15.000 Studiengänge umgestellt.

Seit ihrer Einführung gab es immer wieder Kritik an den Bachelor- und Master-Studiengängen. Bemängelt wurde unter anderem, dass die neue Studiengänge zu verschult seien. Hinterfragt wird auch, ob der Bachelor-Abschluss nach sechs Semestern die Studenten ausreichend für den Beruf vorbereitet. "Die Unternehmen brauchen Persönlichkeiten, nicht nur Absolventen", kritisierte HRK-Präsident Hippler in der "Süddeutschen Zeitung" das verkürzte Studium.

In der Kritik steht auch immer wieder der Übergang vom Bachelor- zum Masterstudiengang. Umstritten ist dabei, ob den Bachelor-Absolventen nach ihrem Abschluss genügend Master-Studienplätze zur Verfügung stehen. Zahlreiche Master-Studiengänge sind zudem durch einen Numerus Clausus beschränkt. Nachholbedarf wird zudem bei dem Ziel gesehen, dass Studenten einen Teil ihres Studiums im Ausland verbringen sollen.

Bildungsministerin Schavan nennt die Reform trotz aller Kritik "eine europäische Erfolgsgeschichte." Die Mobilität der Studenten sei noch nie so hoch gewesen, und die Studienzeiten seien noch nie so kurz wie jetzt gewesen, erklärte die Ministerin vergangene Woche. Laut Ministerium schaffte die Hälfte der Bachelor-Absolventen ihren Abschluss im Jahr 2010 nach maximal 6,5 Semstern.

Die Absolventen sind demnach zudem nur selten arbeitslos. Die Zahl deutscher Studierender, die im Ausland eingeschrieben sind, verdoppelte sich laut Ministerium von 1999 bis 2009 auf rund 115.500.

(AFP)
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