Studentenleben Campieren in der Bibliothek

Es klappt einfach nicht mehr: Am Anfang unseres Studiums, da konnte man in den Klausuren noch improvisieren. Da haben sich die Korrektoren noch von einer schönen Handschrift milde stimmen lassen. Jetzt ziehen all diese Taktiken nicht mehr. Deshalb campieren meine Kommilitonen schon nahezu in der Bibliothek. Es wird wiederholt, bis die Köpfe rauchen, das heißt, in den meisten Fällen wird der Lernstoff erstmal aufbereitet. 8 bis 21 Uhr ist das Minimum. Wer später kommt oder früher geht, gilt als undiszipliniert. Oder hochbegabt, das ist selten.

Aber sind wir mal ehrlich: Wer am Abend mit selbstgefälligem Grinsen behauptet, er habe wieder den ganzen Tag gelernt, der betrügt sich doch selbst. Da werden Mails gecheckt und Nachrichten auf Facebook beantwortet. Um 10 steht die erste Kaffee-Pause an, und um 12 geht es in die Mensa. Das dauert natürlich, denn auf dem Rückweg kommt man an einem Nachtisch in der Cafeteria kaum vorbei. Zurück am Arbeitsplatz gibt's dann ein Power-Nap und dann, ja dann wird gearbeitet. Aber nur bis 15 Uhr, dann muss ein Kaffee her. Vorzugsweise mit einem älteren Kommilitonen, mit dem man darüber philosophieren kann, wie man den Stoff am besten angeht. Um 18 Uhr begleiten die Arbeitstiere dann die Schwächlinge die jetzt schon nach draußen gehen, nur um ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen. Dann noch mal online gehen, jetzt sind Instagram und Twitter dran. Und schwupps ist es wieder so spät, dass man die Bücher zurücksortieren sollte. Natürlich kann keiner elf Stunden am Stück lernen. Aber seit die Bib 24 Stunden am Tag aufhat, tun alle so, als ob. Der Lernatmosphäre tut das nicht gut.

(RP)
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