Dozentenleben Christkind und Co.

Meine beiden holländischen Erasmus-Studenten hatten sich schon vor Wochen für den 6. Dezember entschuldigt. Zum Sinterklaasfest wollten sie bei ihren Familien sein, zum Feiern und natürlich auch wegen der Geschenke.

Somit adventlich gestimmt, frage ich die Studenten in meinem Seminar, ob denn bei ihnen das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke bringt oder brachte. Zu meiner Verwunderung sagen etliche schulterzuckend, das seien immer schon die Eltern gewesen. Doch diejenigen mit den poetischeren Erinnerungen tauschen sich gleich aus: Da ist die Studentin, deren Geschenke immer wie in dem berühmten Hollywood-Film in Grün mit roter Schleife verpackt waren, der junge Mann, der mit acht Jahren partout die ganze Nacht wach bleiben wollte, weil er der Weihnachtsmanngeschichte nicht mehr so ganz traute, und auch die spanische Studentin, die davon erzählt, dass bei ihren Eltern erst die Heiligen Drei Könige am 6. Januar die Geschenke mitbrächten. Eine Studentin mit italienischen Wurzeln hat es besonders gut. Sie bekommt hier in Deutschland am Heiligen Abend Geschenke und bei den italienischen Großeltern am 6. Januar noch einmal; doch dort nicht von den Weisen aus dem Morgenland, sondern von der Hexe Befana, die durch die Nacht fliegt und für die braven Kinder Päckchen durch den Kamin wirft. Einer hatte als Kind einmal fast das Christkind gesehen. Fast. Nur etwas Engelshaar lag noch auf der Treppe. Aus drei Dutzend coolen Studenten wird durch eine einfache Frage ein Haufen strahlender Kinder mit wunderbaren Erinnerungen. Nur die, deren Eltern sich nicht die Mühe gemacht hatten, die Phantasie ihrer Sprösslinge zu beflügeln, schauen etwas ratlos.

(RP)
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