Dresden Debattierclubs geben Sicherheit

Dresden · Für manche Studenten sind öffentliche Wortgefechte eine Leidenschaft. Sie zahlt sich auch aus.

Robert Epple diskutiert nicht einfach nur zum Spaß. Wenn er redet, dann wägt er jedes Wort ab - zumindest wenn er auf der Bühne des Debattierclubs steht und Zuhörer und Juroren gespannt lauschen. Sind die Argumente schlüssig? Überzeugt er die Gegner? Epple ist Vizepräsident des studentischen Debattierclubs "Dresden Debating Union", und Reden sind seine große Leidenschaft. "Man lernt, alles zu hinterfragen und kritisch zuzuhören, das finde ich spannend", sagt der 23-Jährige.

Die größte Herausforderung für Epple ist es, wenn er eine Meinung vertreten muss, die nicht seiner eigenen entspricht. Denn die Position beim Debattieren wird ausgelost. Dann muss er sich neu in ein Thema hineindenken. Bevor Epple die anderen überzeugen kann, muss er sich selbst überzeugen: "Wenn das gelingt, weiß ich, dass es eine gute Leistung war." Der Student der Molekularen Biotechnologie an der Technischen Universität Dresden ist seit vier Jahren in der deutschen Debattierszene unterwegs.

Im Verband der Debattierclubs an Hochschulen (VDCH) sind im deutschsprachigen Raum rund 70 Debattierclubs organisiert. Die "Dresden Debating Union" hat etwa 50 Mitglieder. Vereinspräsident Severin Wünsch vermutet als Grund für die überschaubaren Teilnehmerzahlen vor allem Unsicherheit: "Es ist für viele nicht leicht, sich vor Menschen zu stellen und zu reden."

Diese Sorgen kennt Epple nicht. Mit dem Studienstart begann er auch mit dem Debattieren. Bei einem Auslandssemester in Helsinki versuchte er sich sogar auf Englisch. Jetzt tritt er gemeinsam mit dem Redner Alexander Labinsky bei Turnieren an. Bei öffentlichen Wortgefechten wird jeweils im Zweierteam um das schärfste Argument gekämpft.

2001 ist die englische Tradition der Debattierclubs laut VDCH nach Deutschland geschwappt. Angelehnt an das angelsächsische Format "British Parliamentary" werden die beiden Rollen - Regierung und Opposition - per Los verteilt. Neben politischen Themen stehen auch Kunst, Kultur und Philosophie auf dem Plan. "Oft gibt es einen tagesaktuellen Bezug", erklärt Epple. Erst kürzlich hat er über den Austritt aus der Nato oder das Recht auf Vergessen im Internet debattiert.

Jeder Redner hat eine Viertelstunde, um sich vorzubereiten. In nur sieben Minuten muss er dann Publikum und Juroren überzeugen. "Am Anfang ging es darum, sich nicht im Kreis zu drehen oder nicht langweilig zu werden", erklärt der Student. Das hat er mittlerweile gelernt: Im April dieses Jahres sicherte sich Epple den Titel bei den Nordostdeutschen Meisterschaften.

(DPA)
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