Dozenten-Leben Die Fesseln der Liebe

Jonas möchte Meeresbiologie studieren. Das geht nur im Norden, am Meer eben. Aber Jonas kann nicht aus Düsseldorf weg. Ich nicke. Das Problem kommt bei mir häufiger vor: Mirjam wird den Studienplatz in Maastricht nicht annehmen, und Lara freut sich nicht darüber, in Magdeburg Medizin studieren zu dürfen, denn beide haben einen Freund, der die Liebste in der Nähe haben möchte. Auch Timo hat Stress mit seiner Freundin, die ihm jeden Tag in den Ohren liegt, er solle sein Auslandssemester in England absagen, weil sie es drei Monate ohne ihn nicht aushalten kann.

Er wird natürlich trotzdem gehen, man kann schließlich skypen. Aha, denken Sie jetzt, da wird ja mal wieder jedes Klischee bestätigt. Ja, leider. Ich würde auch lieber schreiben, dass die beiden Mädchen sich mal kurz und kräftig über die besitzergreifenden Männer geärgert hätten und dann ihren Weg weitergegangen wären. Ich habe sogar schon erlebt, dass ein Mädchen eines Pferdes wegen einen Studienplatz nicht angenommen hat. Aber der Fall von Jonas ist noch verzwickter: Er hat ein Meerwasseraquarium, was mich von seinem Studienwunsch überzeugt.

Das kann er aber nicht einfach mitnehmen, und hier zuhause traut er niemandem die Pflege der geliebten Fische zu. Also, liebe Eltern, wenn Sie Ihrem Kind zu Weihnachten ein Tier schenken wollen, das es später nicht am Studium hindern soll, machen Sie ein Praktikum im Zoo oder nehmen etwas mit der Lebenserwartung von Hamstern. Schildkröten und Kaninchen sind zwar langlebiger, dafür WG-tauglich. Mit Schlangen, Vogelspinnen und Papageien kann man sicher auch umziehen, findet aber bei Mitbewohnern nicht so viel Anklang.

Und bei Ihren Töchtern hoffen Sie einfach, dass die den Mann ihrer Träume erst am Studienort treffen.

(RP)
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