Im Grunde bewundernswert, und dass jemand in der Uni sitzt, der kein Student mehr ist, ist nichts Ungewöhnliches - zumindest in den anderen Fächern nicht, zu Juristen verirren sich die wenigsten Senioren zum bloßen Vergnügen. Aber die, die sich zu uns wagen, sind herzlich willkommen, die Universität ist schließlich für alle da.

Der Mann in der vorletzten Reihe aber hat sich schnell unbeliebt gemacht. Der simple Grund: Er stört. Ja, man mag es kaum glauben, auch Studenten haben ein Interesse daran, dass in der Vorlesung gearbeitet wird. Das gilt besonders für Vorlesungen wie die in Rechtsphilosophie, die für manche höchst examensrelevant sind.

Der Hobbystudent jedenfalls hatte sich wohl etwas anderes unter unserer Vorlesung vorgestellt. Er will nicht die Texte einzelner Philosophen lesen. Er will ethische Grundsatzdiskussionen. Sollte Sterbehilfe erlaubt sein, und wie sieht es mit Leihmutterschaft aus? Alles wichtige Fragen, aber die gehören in andere Vorlesungen. Einsehen will er das nicht. Er meldet sich und stellt von hinten mit seinem dröhnenden Organ die Fragen.

Immer wieder. Versucht unsere Professorin einen Zusammenhang zum Thema herzustellen, unterbricht er sie: "Ich glaube, die Frage war eindeutig gestellt." Ja, das war sie. Sehr eindeutig. Und so unverschämt obendrein, dass wir uns alle freuen würden, wenn er sich darüber doch bitte beim Stammtisch austauscht.