Studenten-Leben Ein Autogramm, bitte!

Eigentlich wollen wir in den Semesterferien alle nur eins: Eine Unterschrift. Nicht irgendeine Unterschrift, sondern die eines Volljuristen. Denn nur der kann uns bescheinigen, dass wir eines der lästigen Pflichtpraktika bei ihm absolviert haben. Wenn das Semester wieder begonnen hat, geht es deshalb nicht darum, wer die tollsten Urlaube verbracht hat. Es geht darum, wer in welchen Kanzleien, Gerichten, Behörden die cleversten Kontakte geknüpft hat.

Am besten haben nach unseren Maßstäben allerdings nicht die abgeschnitten, die es geschafft haben, während des Praktikums tatsächlich was zu leisten. Am besten haben es die getroffen, die möglichst ohne ihren Energiesparmodus zu unterbrechen Viel für Nichts bescheinigt bekamen. Sechs Wochen Praktikum für vier Wochen Anwesenheit, zum Beispiel. Oder vier Wochen, obwohl der Kommilitone nur einmal die Woche auftauchen musste. Das hört sich jetzt an, als wären wir faul. Aber ganz ehrlich: Die Kanzleien, Gerichte, Behörden können uns doch eigentlich nicht gebrauchen. Natürlich bieten sie uns trotzdem Praktika an. Aber mehr, als dabeisitzen und ein schlaues Gesicht machen, ist für uns selten drin. Uns kann man ja schlecht zu Mandanten schicken oder ein Urteil sprechen lassen. Aber deshalb gab es die Pflichtpraktika auch früher schlicht nicht. Da konnten die, die heute die Unterschriften leisten, nach den Semesterferien noch von Urlauben erzählen. Darum ist es so leicht von ihnen Viel für Nichts zu bekommen.

(RP)
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