Duisburg/Essen Ein paar Klicks - und die Prüfung bestanden

Duisburg/Essen · An der Uni Duisburg-Essen werden Klausuren am PC geschrieben. Ein solches Modell liegt im Trend.

Die 196 Computerarbeitsplätze der PC-Hall der Universität Duisburg-Essen am Essener Campus sind zur Zeit fast pausenlos belegt - denn das Semesterende bringt immer Klausuren mit sich. Doch in Raum R11 T08 C98 ist alles anders: Anstatt die Fragen auf Klausurbögen zu beantworten, richtet sich die Konzentration der Prüflinge auf die Computerbildschirme. Den Startschuss gibt ein technischer Mitarbeiter: "Geben Sie jetzt bitte Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein. Dann können Sie beginnen. Viel Erfolg."

In der PC-Hall werden elektronische Prüfungen abgehalten, sogenannte E-Klausuren. Das heißt: Jeder Prüfling gibt seine Antworten mithilfe von Tastatur und Maus ein. Das Internet kann bei der Aufgabenlösung aber nicht helfen. Sämtliche externe Internetseiten werden mit Prüfungsbeginn von einem eigenem Programm gesperrt. Somit können Google und Wikipedia nicht zu Rate gezogen werden.

Mehr als 12 000 elektronische Prüfungen hält die Uni Duisburg-Essen pro Semester ab. Was 2008 als Experiment mit gerade mal 14 Studenten begann, hat sich als ein erfolgreiches Prüfungsmodell erwiesen. Neben dem Raum in Essen soll demnächst eine zweite PC-Hall auf dem Uni-Gelände in Duisburg entstehen. Der Andrang ist groß. Damit folgt die Universität einer bundesweiten Entwicklung: An vielen Hochschulen ist die E-Klausur eine gängige Praxis geworden. An der Universität Mainz, die zusammen mit der Universität Bremen eine Vorreiterposition bei dem Thema E-Klausuren einnimmt, wird mittlerweile knapp ein Viertel aller Prüfungen elektronisch abgehalten.

Die Vorteile der E-Klausur sprechen für sich. Die verbesserte Rückmeldung zur erbrachten Leistung steht im Vordergrund. Denn der Korrekturaufwand einer elektronischen Klausur ist gering. Die Klausureneinsicht der Studenten kann über ein PDF-Dokument vorgenommen werden. Außerdem wird die Objektivität bei der Auswertung beibehalten, da Multiple-Choice-Fragen und Lückentextaufgaben vom Computer ausgewertet werden. Ein Kontrollblick des Dozenten genügt. Das ist gerade in populären Studienfächern wie Medizin eine Erleichterung. Der Computer behandelt alle gleich.

Die E-Klausur bringt neue Aufgabenformen ins Spiel - der Einbezug verschiedener Medien ist möglich: Hörbeispiele sind in Fremdsprachenexamen wichtig, und Medizinstudenten können Röntgenbilder in hoher Auflosung untersuchen.

Die lange Liste der Vorteile garantiert jedoch keine perfekten E-Klausuren. Grundsätzlich gilt der gleiche Anspruch wie bei einer Papier-Klausur: Nur durchdacht konzipierte Aufgaben ergeben eine gute und faire Prüfung.

Das Modell ist auf dem Vormarsch. Einige ausländische Hochschulen experimentieren mit Fernprüfungen, die die Studenten am heimischen Rechner ablegen können. Die Jurafakultät der Universität Zürich duldete Anfang des Jahres eine Erstsemester-Prüfung am heimischen Rechner ohne Aufsicht und Internetsperre - und argumentierte, dass sich eventuell erschlichenes Wissen im Studienverlauf in Form von Wissenslücken rächen werde. Eine Schlussfolgerung, die Spott erntete und der auch Albert Bilo, Chief Information Officer der Universität Duisburg-Essen, nichts abgewinnen kann: "Es kann durchaus sinnvoll sein, Lernstandserhebungen von Zuhause aus durchzuführen. Aber sobald es um eine leistungsbewehrte Note geht, schauen wir ganz genau, wer den Raum betritt und wer die E-Klausur schreibt. Alles andere ist nicht sinnvoll."

(RP)
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