Studenten-Leben Einen Sitzplatz, bitte!

Gerade hat für mich wieder ein Semester begonnen, und wieder stelle ich fest, dass es erstaunliche Parallelen gibt zwischen einem Hörsaal und einem Fitnessstudio: Beide sind zu Jahresbeginn brechend voll. Wobei dies bei Fitnessstudios für den Beginn des Kalenderjahrs gilt, wenn alle vor lauter guten Neujahrsvorsätzen Verträge abschließen. Bei den Hörsälen gilt dies für den Beginn des akademischen Jahres, wenn alle aus ihren Ferien bei Mama und Papa kommen und sich vorgenommen haben, dieses Semester ein gewissenhafter Student zu sein. In beiden Fällen lassen sich die, die vorher nie da waren und jetzt durchstarten wollen, auch leicht mit einem Blick erkennen: Die mit dem modernsten und teuersten Zubehör, der neuen Jogginghose oder dem neuen Füller, sind diejenigen, die neu sind und in der Regel auch nicht lange bleiben.

Aber einen gravierenden Unterschied gibt es dann doch: In den Fitnessstudios sind Trainer da, die einen motivieren, und es gibt genug Geräte für alle. Die Hörsäle sind am Anfang des Semesters dagegen so dramatisch überfüllt, dass beim nächsten Mal automatisch weniger Studenten kommen. Und danach noch weniger.

Wer einmal in einer Vorlesung auf dem Gang zwischen den stinkenden Sneakers seiner Kommilitonen gesessen hat, genießt beim nächsten Mal natürlich lieber die Sonne. Vor allem, wenn statt eines motivierenden Trainers vorn ein Professor steht, der meint, er habe sich um keinen größeren Raum bemüht, die meisten von uns seien auf lange Sicht ohnehin zu faul zu kommen.

Stimmt nicht. Jetzt, nachdem wir uns schon neue Füller gekauft haben, wollen wir die auch einsetzen. Wir bräuchten nur einen Sitzplatz, bitte.

(RP)
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