Studenten-Leben Essensretter in der Mensa

Meine Studentengeneration - das ist die, die alles teilt. Wir brauchen kein eigenes Auto mehr, schon gar nicht als Statussymbol, wir sind lieber Carsharer. Wir buchen uns kein Hostel mehr, sind lieber Couchsurfer. Und wir finden es abartig, wie viel Essen verschwendet wird. Deswegen sind immer mehr von uns Foodsafer, oder zumindest nutzen wir ihre Arbeit. Foodsafer, das sind die, die Essen davor retten, weggeworfen zu werden. Sie sammeln es ein, geben auf Facebook bekannt, wo es abgeholt werden kann, und im Nu ist alles weg.

Jetzt gibt es aber auch welche, die das mit dem Retten ein bisschen ernster nehmen. So streift durch unsere Mensagänge immer wieder eine Studentengruppe und beobachtet, wer nicht aufisst. Dann stehen sie plötzlich am Tisch, fragen, ob sie die Reste haben können, begleitet von einer Moralpredigt. Sie machen das nicht, weil das Mensaessen zu teuer ist. Sie machen das aus Prinzip. Und zwar nicht nur dann, wenn viel auf dem Teller bleibt. Auch meine vier Blumenkohlröschen wurden neulich auf einen Sammelteller geschüttet.

Selbst zu Grippezeiten haben sie keine Bedenken, sich ihr Mittagessen von den abgenagten Tellern Fremder zusammenzustellen. Kein Wunder also, dass sie viele ekelerregte Blicke auf sich ziehen. Aber ihre Aussage ist richtig: Nirgendwo habe ich bisher eine so offensichtliche Verschwendung von Lebensmitteln gesehen wie in unserer Mensa. Einfach, weil es für jeden dieselbe - riesige - Portion gibt. Das Problem könnte leicht gelöst werden, wenn die Mensa einfach Männer- und Frauenportionen anböte. Und wenn das wegen des Gender-Wahns nicht geht, dann eben Teller für den großen und den kleinen Hunger.

(RP)
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