Studenten-Leben Extrem schranktrocken

Eine bestimmte Münze sorgt unter uns Studenten immer wieder für Euphorie: Die 50-Cent-Münze. Denn wer davon irgendwann genug gesammelt hat, kann seine Wäsche waschen, im Salon direkt neben der Uni.

Dieser Waschsalon ist einer der Orte, an dem sich das eigentliche Studentenleben abspielt, gemeinsam mit der Mensa, vielleicht der Bibliothek und einigen Cafés. So wird dieser stickige Raum auch von nicht wenigen genutzt, um auf Suche nach neuen Freundschaften zu gehen. Das führt immer wieder zu den kuriosesten menschlichen Begegnungen. Die ältere Dame, die über dem Salon wohnt, hat es sich zum Hobby gemacht, vor den Waschmaschinen auf überforderte Studenten zu warten und zu erklären, wie man Wäsche sortiert. Ihretwegen kommen die meisten Jungs aber nicht in den Salon - außer die, die in ihr eine Art Mutterersatz sehen.

Gerade die Erasmus-Studenten spielen gerne die Hilflosen und bitten Studentinnen die Anleitungen für die Maschinen, die überall aushängen, zu übersetzen. Sehr glaubwürdig, zumal Waschmaschinen natürlich auch in jedem Land ganz anders funktionieren. Andere bringen für die Wartezeit besonders intellektuell wirkende Bücher mit, die mit ihrem Studiengang eigentlich nichts zu tun haben.

Und dann kam neulich einer, der im wahrsten Sinne des Wortes einen auf dicke Hose machte. Vor dem Trockner fing er mich ab, im Arm hielt er seine gewaschenen Boxershorts. Auf welcher Stufe er sie trocknen sollte, wollte er wissen. Letztes Mal habe er Stufe C gewählt, schranktrocken, und da seien die Hosen eingelaufen. "Dann wird das bei mir sehr eng, du verstehst." Ich verstand durchaus und empfahl D, extrem schranktrocken.

(RP)
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