Düsseldorf Fachwissen allein reicht nicht

Düsseldorf · Qualifikationen, die über das reine Fachstudium hinaus gehen - darauf legen Arbeitgeber heute Wert. Damit Studenten sich weiterentwickeln und ihre Berufsaussichten verbessern können, bieten Hochschulen Zusatzqualifikationen an.

Düsseldorf: Fachwissen allein reicht nicht
Foto: Ferl

Wer sich heute nach der Uni um einen Job bewirbt, der muss Alleinstellungsmerkmale mitbringen. Denn ein abgeschlossenes Studium, das bringt nahezu jeder Bewerber mit. "Was habe ich an zusätzlichen Qualifikationen, wie hebe ich mich von der Masse ab - darauf kommt es heute bei der Suche nach dem ersten Arbeitsplatz nach der Uni an", sagt Georg Pretzler, Leiter der Studierendenakademie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit fünf Jahren bietet diese hunderte Kurse rund um Sprachen, Softskills und Karriere an, mit denen sich die Studenten persönlich weiterentwickeln und ihre Berufsaussichten verbessern können.

"Das Angebot wird sehr gut angenommen - wir haben 40.000 Anmeldungen pro Semester auf 10.000 Plätze", sagt Pretzler. "Die Studenten wissen sehr genau, dass sie den Personalchefs zeigen müssen, was sie zusätzlich zum Fachstudium an der Hochschule getan haben. Und aus unserem breiten Angebot können die Studenten genau das suchen, was sie brauchen, um sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln." So können Germanisten beispielsweise den Kursus "BWL für Geisteswissenschaftler" belegen, es gibt "Grundlagen der PR" oder auch "Juristische Kenntnisse" und "Interkulturelle Kompetenzen". Auch gibt es Workshops in Sachen Zeitmanagement und Lernstrategien, zu Rhetorik und Verhandlungstechniken.

Ein weiteres Feld sind die Angebote, die Studenten ansprechen, die noch nicht wissen, wo sie später einmal arbeiten wollen: "Es gibt eben eine Gruppe, die noch keinen Plan hat, die eine Entscheidung vielleicht auch scheut", sagt Georg Pretzler. "Für diese bieten wir die sogenannte Potenzialanalyse. Das ist eine Einzelberatung, die dabei helfen soll zu erkennen, wo derjenige steht, und was er noch tun sollte, um sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln." Außerdem werden Berufstätige aus der Praxis eingeladen, die berichten, was sie in ihrem Job machen, und was man braucht, um dorthin zu kommen. "Die Studierenden können dann die richtigen Weichen stellen", so Pretzler. Dafür gibt es auch Kursangebote wie "Wer will ich sein, wo will ich hin", die helfen sollen, für sich selbst berufliche und persönliche Ziele zu formulieren, oder auch "Self Marketing", für einen selbstbewussten, erfolgreichen Auftritt in der Öffentlichkeit.

Auch der Career Service gehört an der Heinrich-Heine-Universität zur Studierendenakademie. Dort gibt es ganz konkrete Hilfe für den Bewerbungsprozess. "Wie verkaufe ich mich am Besten? Was ziehe ich beim Vorstellungsgespräch an? Wie sieht ein gutes Anschreiben aus? All diese Fragen werden von unseren Experten beantwortet", sagt der Leiter der Studierendenakademie. Die Berater haben außerdem gute Kontakte zu Unternehmen in der Region und können auch das ein oder andere Praktikum vermitteln. Worauf die meisten Personalchefs ebenfalls großen Wert legen: Auslandserfahrung und gute Fremdsprachenkenntnisse. Deshalb bietet die Studierendenakademie rund 40 Fremdsprachenkurse mit verschiedensten Niveaus an. Darunter sind Business-Englisch ebenso wie Finnisch, Tschechisch, Schwedisch, Chinesisch, Koreanisch und sogar die Gebärdensprache. "Ein Sprachkursus ist die optimale Grundlage, um dann auch ins Ausland zu gehen. Wir haben 20 Plätze pro Kursus", sagt Pretzler. "Das garantiert ein effizientes Lernen - aber man muss auch das ein oder andere Semester auf einen Platz warten."

Für alle Angebote der Studierendenakademie gibt es übrigens Noten oder Credit Points, die für den Bachelor- oder Masterabschluss relevant sind. Und für jeden Kursus wird ein Zertifikat ausgestellt - als Nachweis für potenzielle Arbeitgeber.

Doch neben den Angeboten, die konkret auf die Berufswelt vorbereiten, möchte die Studierendenakademie auch die "Lust an universeller Bildung" fördern, so Georg Pretzler. Und zwar über das Studium Universale, über das beispielsweise Physiker Philosophie studieren oder Germanisten Juravorlesungen besuchen können. "So kann man einfach aus Spaß am Wissen in ganz andere Bereiche hineinschnuppern, ohne dass es direkt einen Nutzen für den beruflichen Werdegang hat", sagt Pretzler. "Man schaut über den Tellerrand, entwickelt Verständnis für andere Disziplinen - und das wiederum ist etwas, auf das Arbeitgeber großen Wert legen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort