Student bietet kostenlose Mitfahrgelegenheit Freie Fahrt mit rotem Punkt

Düsseldorf (RP). An Jan Tuczeks Rucksack steckt ein roter Button. Der signalisiert: Ich nehme euch kostenlos in der Bahn mit. Der rote Punkt macht den Unterschied. Er soll eine soziale Revolution im Nahverkehr auslösen. Jan Tuczek trägt ihn am Gurt seines Rucksacks und wartet abends und am Wochenende neben dem Ticketautomaten auf Mitfahrer.

 Sozial Benachteiligte dürfen öffentliche Verkehrsmittel kostenlos benutzen, in Begleitung eines zahlenden Fahrgastes, der über einen roten Button verfügt.

Sozial Benachteiligte dürfen öffentliche Verkehrsmittel kostenlos benutzen, in Begleitung eines zahlenden Fahrgastes, der über einen roten Button verfügt.

Foto: RP, Göttert

Am Bahnsteig spricht der 24-Jährige Fremde an: "Hey, ich kann dich mitnehmen!" Denn der Semester-Fahrschein erlaubt es, am Wochenende und wochentags ab 19 Uhr eine zweite Person mitreisen zu lassen. Jan Tuczek ist einer der ersten, die mit dem roten Button die Aktion "Freifahrt" unterstützen und Farbe bekennen.

Das Rot signalisiert allen, die sich Rheinbahn-Fahren nicht leisten können, dass sie Tuczek ansprechen können. Seine Haltung: "Im Arbeitslosengeld-II-Satz sind nur etwa elf Euro für Bus- und Bahnfahrten vorgesehen. Mit dem Geld kann man dreimal im Monat in die Stadt fahren. Beim dritten Mal reicht es aber schon nicht mehr für die Rückfahrt."

Der Button soll zudem ein politisches Signal setzten. Er zeigt, dass der Träger für die Einführung eines Sozialtickets ist. In anderen Großstädten wie Köln und Berlin gibt es bereits ein solches vergünstigtes Ticket. Der Stadtrat in Düsseldorf lehnt es bislang ab. Für Jan Tuczek, der sich für die Hochschulgruppe "Kritik und Aktion" engagiert, steckt hinter dem Button noch mehr. Ginge es nach ihm, gäbe es ein Grundrecht auf Mobilität. "Es gibt die Utopie, dass Bahnfahren generell umsonst ist", erzählt der Philosophie- und Geschichtsstudent.

Dass das gar nicht so unrealistisch ist, zeigt die belgische Stadt Hasselt. Dort startete der Bürgermeister Steve Stevaert vor zehn Jahren das Pilotprojekt "Gratis Bus fahren". Das Modell ist erfolgreich. Die Bürger lassen ihre Autos stehen, und die Geschäfte in der Innenstadt brummen. Die Idee der Aktion ist nicht neu. Ende der 1960er Jahre gab es während der Studentenbewegung schon "Rote-Punkt-Aktionen", die sich gegen Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr richteten. Autofahrer klebten einen roten Punkt auf ihre Windschutzscheibe, um zu zeigen, dass sie Passanten mitnehmen.

Seit Anfang August gibt es die Aktion "Freifahrt", die von Sozialverbänden und Gewerkschaften unterstützt wird. Nun soll sie auf den Campus getragen werden. Demnächst soll es dort einen Infostand geben. Auch der AStA der Heine-Uni will die Aktion unterstützen. Oft würden Studierende fragen, wie sie sich engagieren können, sagt Jan Tuczek. Er hält ihnen ab sofort den roten Button entgegen: "Der Button ist ein leichter Einstieg, um sich solidarisch zu zeigen."

Info: Die Buttons sind erhältlich im "BiBaBuze", im Tigges, in der Altstadt-Armenküche und in der Fiftyfifty-Galerie.

BU Jan Tuczek unterstützt die Aktion "Freifahrt". Foto: Göttert

(RP)
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