Düsseldorf Gemeinsam heilsam

Düsseldorf · In einem Modellprojekt lernen Medizinstudenten der Düsseldorfer Heine-Uni zusammen mit Pflegestudenten.

 Medizinstudenten der Uniklinik und angehende Krankenpfleger der Fliedner-Fachhochschule lernen in Düsseldorf in einem neuen Projekt gemeinsam. Profitieren sollen von der verbesserten Kommunikation zwischen den Professionen am Ende vor allem die Patienten.

Medizinstudenten der Uniklinik und angehende Krankenpfleger der Fliedner-Fachhochschule lernen in Düsseldorf in einem neuen Projekt gemeinsam. Profitieren sollen von der verbesserten Kommunikation zwischen den Professionen am Ende vor allem die Patienten.

Foto: Universitätsklinikum Düsseldorf

Wer schon mal im Krankenhaus war, kennt die Situation: Entweder man kommuniziert mit den Pflegern - oder mit den Ärzten. Jede der beiden Professionen hat ihre Aufgaben und ist Ansprechpartner für unterschiedliche Dinge. Und auch im Medizinstudium steht die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus der Pflege zunächst nicht im Fokus. Erst bei ihren Einsätzen auf den Stationen im Praktischen Jahr kommen Medizinstudenten bisher in Kontakt mit Krankenschwestern, Physiotherapeuten und Co. "Zum Wohl des Patienten ist es aber wichtig, dass die Berufsgruppen im Gesundheitssystem gut zusammenarbeiten", sagt Matthias Grünewald vom Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe der Universitätsklinik Düsseldorf. "Das muss eingeübt werden - idealerweise bereits in der Ausbildung. Denn man muss erst lernen, wie man über verschiedene Berufe hinweg eine Sprache spricht."

Deshalb startet das Klinikum in diesen Tagen mit der Fliedner-Fachhochschule aus Düsseldorf ein Modellprojekt zur interprofessionellen Lehre, in dem Studierende der Medizin und der Pflege gemeinsam lernen. Es wird für zwei Jahre mit 80.000 Euro von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert. Mit dem Programm "Operation Team - Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen" unterstützt die Stiftung 17 Kooperationsprojekte in ganz Deutschland, die angehende Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten bereits in deren Ausbildungsphase auf die berufsübergreifende Zusammenarbeit vorbereiten sollen.

"Die Verweildauer in den Krankenhäusern sinkt, der Druck auf die behandelnden Ärzte und Pfleger steigt", sagt Matthias Grünewald. "Gerade vor diesem Hintergrund ist die Kooperation der Professionen in der Patientenversorgung wichtig." Die Düsseldorfer Medizin- und Pflegestudenten werden gemeinsam an einem Thema arbeiten, sich austauschen und so ihre Berufe gegenseitig besser kennenlernen. "Interprofessionelles Ernährungsmanagement in der stationären und häuslichen Versorgung" heißt die Lerneinheit, in der Teams aus Medizinern und Pflegern gemeinsam darauf achten sollen, welche Probleme es in der Ernährung von Patienten gibt und was man verbessern kann. Denn: Unter- und Mangelernährung sind in der medizinischen Versorgung ein Problem, das häufig unentdeckt bleibt und sich negativ auf den Genesungsprozess auswirken kann.

"Die Kommunikation zwischen Ärzten und Pflegenden mit Informationen aus den jeweiligen Berufsperspektiven hilft dem Patienten und verbessert die Therapie", sagt Matthias Grünewald.

Die Medizin- und Pflegestudenten haben zu dem Thema zwar auch gemeinsame Lehrveranstaltungen - vor allem soll es aber um praktische klinische Erfahrungen gehen. Nach dem Prinzip des forschenden Lernens werden die Studierenden aus Medizin und Pflege in der stationären und ambulanten Versorgung das Ernährungsmanagement analysieren und individuelle Versorgungspläne erarbeiten, um eine ausreichende Ernährung der Patienten zu sichern.

Die Kliniken für Endokrinologie und Diabetologie, für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie sowie das Institut für Allgemeinmedizin ermöglichen dabei als Kooperationspartner in der Uniklinik den Zugang der Lernenden zu den Patienten. Einsatzorte können aber auch Lehrpraxen oder ambulante Pflegedienste sein.

"Ziel des Projekts ist es, dass sich die Studenten über die Leistungsfähigkeit und das Aufgabenfeld der jeweils anderen Berufsgruppe klar werden", sagt Matthias Grünewald. So erkenne man die Expertise des anderen an und werde sich gleichzeitig über die eigene Aufgabe klar. "Und so wird den Studenten dann eben schon während der Ausbildung klar, wo man sich später am Krankenbett gut ergänzen kann." Am Projekt teilnehmen werden zunächst rund 60 Studenten beider Fachrichtungen, die jeweils etwa in der Mitte ihres Studiums stehen. "Das gemeinsame Lernen von Studierenden der Medizin und Pflege wird zukünftig auf weitere Berufe wie Physiotherapeuten und weitere Themen ausgeweitet werden", kündigt Matthias Grünewald an. In dem nun bis 2018 laufenden Projekt soll außerdem ein Modell für das interdisziplinäre Lernen entwickelt werden, das als Vorbild für andere Fächer dienen kann.

Das Modellstudium kann nur an sechs Standorten in Nordrhein-Westfalen absolviert werden. Einsatzort ist etwa das Universitätsklinikum der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf.

(RP)
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