Hannover Gewerkschaft kritisiert Vergabe des Deutschlandstipendiums

Hannover · Von dem 2011 eingeführten nationalen Förderprogramm "Deutschlandstipendium" profitieren Gewerkschaften zufolge bisher vornehmlich Studienfächer, die für Unternehmen interessant sind. "Historiker und Linguisten haben weniger Chancen auf eine Förderung als Informatiker", sagte Arne Karrasch von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Das Stipendium für Studierende mit Bestnoten werde jeweils zur Hälfte von privaten Geldgebern und der öffentlichen Hand finanziert.

"Dass Unternehmen bei der Stipendienvergabe mitreden, muss aufhören", forderte der niedersächsische Bildungssekretär. Die Universitäten seien gesetzlich verpflichtet, Geld für das Stipendium bei privaten Förderern einzuwerben. Diese dürften einen Großteil der Mittel jedoch mit Auflagen versehen, erläuterte Karrasch. Geldgebende Firmen könnten so etwa festlegen, aus welcher Fachrichtung die Geförderten kommen sollen.

An allen großen niedersächsischen Hochschulen profitierten deshalb in erster Linie technische, ökonomische und naturwissenschaftliche Studiengänge. Ein Stipendienmodell sei der falsche Weg zur Studienfinanzierung, kritisierte Karrasch. "Mit Stipendien erreicht man eher die sozial Bessergestellten." Studierende aus privilegierten Haushalten hätten immer mehr Möglichkeiten, die dafür erforderlichen höheren Leistungen zu bringen.

"Da werden größtenteils Eliten gefördert", so Karrasch: "Die brauchen das Geld gar nicht." Deshalb sollten öffentliche Mittel ins Bafög umgeleitet werden. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz soll die Chancengleichheit für Schüler und Studenten aus einkommensschwächeren Familien erhöhen.

(epd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort