Bonn Große Hürde: die Regelstudienzeit

Bonn · Nur knapp 40 Prozent der Hochschulabsolventen schaffen ihr Studium in der vorgesehenen Regelstudienzeit. Das hat eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes ergeben. Zählt man noch zwei Folgesemester hinzu, schaffen es in dieser Zeit immerhin 77 Prozent der Studenten, ihre Abschlussprüfung abzulegen. Viele Studenten ächzen unter den verschulten Strukturen im Bachelor- und Masterstudium. Von der Kultusministerkonferenz sind bis zum Bachelorabschluss sechs Semester vorgesehen, zum Erwerb des Masters weitere vier.

"Die Regelstudienzeit ist zunächst einmal eine Rechengröße im Interesse aller Beteiligten", sagt Christian Tauch, Leiter des Bereichs Bildung bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Für die Studenten sei die Regelstudienzeit ein Anhaltspunkt, um zu erkennen, was auf sie zukommt, die Hochschulen planten danach ihre Kapazitäten ein, und schließlich sei die Festlegung für den Staat ein Parameter für die Zuteilung finanzieller Mittel.

Die Hochschulrektorenkonferenz gab bereits im Herbst eine Handlungsempfehlung zum Thema Europäische Studienreform heraus, in der sie sich für flexiblere Regelstudienzeiten ausspricht. So wird darin angeführt, "dass es die wachsende studentische Vielfalt erforderlich macht, Studiengänge so zu gestalten, dass sie sich für ein Studium in unterschiedlichen Geschwindigkeiten eignen". Damit trägt die Rektorenkonferenz der Tatsache Rechnung, dass immer mehr Menschen studieren – mit unterschiedlichen Hintergründen und in unterschiedlichen Lebenslagen. So habe die Zahl der Teilzeit-Studenten, die sich neben dem Job weiterbilden, zugenommen, sagt Tauch. "Es studieren auch immer mehr Menschen als Erste in ihrer Familie, ihnen sollte die Hochschule eine stärkere Orientierung bieten", berichtet Tauch.

Auch den von Bachelor- und Masterstudenten beklagten Prüfungsstress greift die HRK auf: "Das vorherrschende Modell von sechssemestrigen Bachelorprogrammen hat oft eine starke Komprimierung des Lehrstoffs mit zu hoher studentischer Arbeits- und Prüfungsbelastung zur Folge", heißt es. Christian Tauch sieht auch positive Aspekte in der straffen Regelstudienzeit nach der Bolognareform. "Heute kann man zwei Studienabschlüsse in zehn Semestern erreichen."

(RP)
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