Hochschulen in NRW Weniger finanzschwache Studenten bekommen BAFöG

Düsseldorf · Der Durchgang zum Studium für Kinder aus einkommensschwächeren Familien scheint aber immer enger zu werden. Die Studierendenwerke NRW haben für 2016 eine Jahresbilanz gezogen über Mieten, Mensen und die sinkende Quote der BAFöG-Empfänger an den NRW-Hochschulen.

Der Durchgang zum Studium für Kinder aus einkommensschwächeren Familien scheint aber immer enger zu werden. Die Studierendenwerke NRW haben für 2016 eine Jahresbilanz gezogen über Mieten, Mensen und die sinkende Quote der BAFöG-Empfänger an den NRW-Hochschulen.

  • BAFöG: Der Anteil der Studierenden, die es trotz schwacher Finanzen mit staatlicher Unterstützung an eine Hochschule schaffen, wird in NRW immer geringer. Nur etwa jeder siebte Student in NRW erhält Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAFöG). 2016 wurden nur noch 14,8 Prozent der Studierenden mit BAFög unterstützt - 2015 waren es 16,4 Prozent. Die Quote sinkt seit Jahren. "Das führt natürlich dazu, dass Kinder aus nicht-akademischen Elternhäusern eher von einem Studium abgehalten werden", kritisiert Michael Schema, der Koordinator der Studierendenvertretungen NRW (ASten).
  • Der durchschnittliche Förderbetrag lag zuletzt bei 440 Euro im Monat. "Die Förderung ist seit Jahren zu gering bemessen, so dass viele zusätzlich noch einen Nebenjob ergreifen müssen", bemängelt Schema. In der jüngsten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks gaben 79 Prozent der befragten BAFöG-Empfänger an, ohne die Förderung gar nicht studieren zu können. Die ASten fordern einen von Elterneinkommen und Regelstudienzeit unabhängigen Vollzuschuss.
  • Wohnheime: Billige Studentenbuden sind weiterhin Mangelware. Wer Glück hat, ergattert einen der heiß begehrten Plätze im Studentenwohnheim. Die Studierendenwerke NRW bauten ihr Angebot von 2015 bis 2016 um 370 auf 38 916 Plätze aus. Daneben kann der Staat auch andere für Studenten umgewidmete Unterkünfte bezuschussen. "Ein erheblicher Teil der Studierenden kann es sich nicht mehr leisten, in der eigenen Hochschulstadt zu wohnen und muss große Pendelstrecken auf sich nehmen", kritisiert Schema.
  • Mieten: Die durchschnittliche Warmmiete kostete in einem Wohnheim der zwölf nordrhein-westfälischen Studierendenwerke inklusive Internet mit 245 Euro nur einen Euro mehr als 2015. Etwas niedriger war im Wintersemester 2016/17 der Durchschnittspreis in den 58 deutschen Studierendenwerken mit 241 Euro. Auf dem privaten Wohnungsmarkt lagen die Mieten für Studentenbuden in den vergangenen Jahren aber vor allem in beliebten Studentenstädten wie Köln, Münster oder Aachen meist deutlich darüber. Die ASten fordern ein Vorzugsrecht für die Studierendenwerke beim Kauf preiswerter Grundstücke und Gebäude. "Sonst werden demnächst nur noch die reichen Studierenden in ihrer Stadt leben können."
  • Mensa: In den Mensen der Studierendenwerke wurden wieder über 19 Millionen Tellergerichte an 41 Hochschulen in NRW verputzt. Die Preisspanne lag zwischen 1,10 und 7,90 Euro - im Vorjahr waren es 1,50 bis 6,50 Euro. Die gesamten Verkaufserlöse in ihren 189 gastronomischen Einrichtungen stiegen um mehr als 1,9 Millionen auf über 103 Millionen Euro.
  • Ernährung: Hauptmahlzeit ist laut Sozialerhebung für 47 Prozent der befragten Studierenden in NRW das Mittagessen und für 33 Prozent das Abendessen. Allerdings nutzen nur 26 Prozent das Mittagessen in der Mensa als Stammgast. Kurios: Von 3952 Studierenden in NRW, die die Fragen des Deutschen Zentrums für Wissenschafts- und Hochschulforschung zum Mensa-Essen beantwortet haben, stimmten 1212 voll und ganz (161) oder teilweise der Aussage zu: "Essen schmeckt mir nur zu Hause bei meinen Eltern." Hin- und hergerissen zwischen Gesundheit, Ethik, Ambiente und anderen Kriterien für ihre Ernährung versammelten sich die meisten unter "genussorientiert" oder "dass ich satt werde".
  • Kinder: Im Zuständigkeitsbereich der Studierendenwerke ist die Zahl der Kindertagesplätze um 81 auf 1576 gestiegen. Mit nur 18 Prozent der bundesweit 8845 Plätze hat NRW einen unterdurchschnittlichen Anteil.
  • Statistik: Nach Zahlen des Statistischen Landesamts waren im Wintersemester 2016/17 über 768.000 Studierende an Hochschulen in NRW eingeschrieben - ein neuer Rekordwert. Die Zahl der Studienanfänger lag bei über 103.000 - etwas mehr als im Wintersemester 2015/16.
(oko/lnw)
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