Studenten-Leben Immer diese Reservierungen

Auf den ersten Blick ist es ja ganz normal: Wir haben eine neue Bibliothek - und klar, da, wo es etwas Neues gibt, gibt es auch Gerüchte und Ärger. Kurz nach der Eröffnung wurde den ersten Studenten der Laptop geklaut, eine grüne Hochschulgruppe beschwerte sich, die Toiletten würden zu viel Wasser verbrauchen - das Übliche eben. Dann hieß es, eine Studentin sei in flagranti mit ihrem Freund unter den Tischen erwischt und vom Ordnungsdienst nach draußen begleitet worden. Das konnte verifiziert werden, als ein besonders aufmerksamer Kommilitone Bilder von der "Tatnacht" verschickte. Ganz peinlich, aber schnell vergessen.

Nachhaltig Ärger machen nur die Mallorca-Strategen. Das sind die, die auch im Urlaub immer früh aufstehen, um mit ihren Handtüchern die Liegen zu reservieren. Und diese typisch deutsche Gewohnheit setzen sie jetzt auch in der Bibliothek um. Sie kommen nachts noch mal in die fast leeren Räume zurück und reservieren die Plätze mit Pulli und Mäppchen. Nervig für die, die dann morgens zu humanen Zeiten keinen Platz mehr bekommen. In unserer alten, funktionalen Bibliothek wäre das nicht passiert. Da gab es genug Plätze. Die könnten in der neuen auch geschaffen werden, würden die Tische etwas näher zusammengerückt. Aber dann sähe das alles ja nicht mehr so hip aus. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man fügt sich und spaziert nachts auch noch mal zur Bibliothek. Oder man lässt die Mäppchen, so wie man besagte Handtücher einfach ins Meer werfen sollte, zwischen den Regalen verschwinden. Die Unschuldsmiene will dann aber geübt sein.

(RP)
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