Studienfach mit Zukunft In welchen Berufen man Mathe braucht

Berlin/Hannover (RPO). Vorurteil: Mathematiker sind Eigenbrödler, die ellenlange Formeln austüfteln. Tatsächlich werden diese Berechnungen in vielen Bereichen gebraucht. Eigenbrödler sind aber nur selten am Werk. Dafür interessieren sich "Topmodels" wie Barbara Meier für Mathe.

"Topmodel" Barbara Meier ist Botschafterin für ihr Studienfach, die Mathematik.

"Topmodel" Barbara Meier ist Botschafterin für ihr Studienfach, die Mathematik.

Foto: rp, Werner Gabriel

Dass die Eigenbrödler in der Mathematik seltener werden, beweist zum Beispiel "Germany's Next Topmodel"-Gewinnerin Barbara Meier. Sie ist Botschafterin für das Jahr der Mathematik und macht derzeit ihr Vordiplom. "Der Klischee-Mathematiker mit Hornbrille und ungewaschenen Haaren ist sehr selten." Die Mathematik sei im Vergleich zum Modelgeschäft vor allem beständig. "Es ist mein kleiner Bereich, auf den ich mich verlassen kann", sagt das Model, das auch vor einer Modenschau schon mal einen Blick in die Mathe-Unterlagen wirft. "Das ist ein schöner geistiger Ausgleich für mich."

Doch so beständig die Mathematik ist, so abwechslungsreich sind ihre Einsatzgebiete: "Bei der Krebsbekämpfung ermitteln Mathematiker, wie man die Antennen zur Bestrahlung am effektivsten anbringt", erklärt Prof. Ehrhard Behrends vom Fachbereich Mathematik und Informatik an der Freien Universität Berlin. Andere Kollegen berechneten beispielsweise, wo der ADAC seine Service-Autos positionieren sollte, um den Autofahrer nicht länger als fünf Minuten warten zu lassen. Auch der Ablauf im Hamburger Containerhafen sei durch mathematische Berechnungen optimiert worden. "Das spart Millionen", sagt Behrends.

Frauenquote bei knapp 50 Prozent

Die Vielfalt der Aufgaben lockt längst nicht mehr nur Männer: Mit ihrem Interesse für Mathematik ist Barbara Meier nämlich keine Ausnahme. Auch ohne die Lehramtsstudentinnen lag die Frauenquote des Fachs im Jahr 2006 bei knapp 50 Prozent, sagt Kolja Briedis vom Hochschul-Informations-System (HIS) in Hannover. Mathematik behaupte trotz der vielseitigen Aufgabenbereiche jedoch seine Rolle als Hilfswissenschaft für Ingenieure. "Die meisten landen in den klassischen Bereichen." Dort seien Mathematiker gesuchte Leute. Deshalb gingen viele mit dieser Perspektive in das Studium.

"Außerdem hat die Informatik an Beliebtheit gewonnen", sagt Briedis. Auch Barbara Meier kann sich vorstellen, später einmal im Bereich Datenverarbeitung und -verschlüsselung zu arbeiten. Verschlüsselungen spielen etwa bei Internet-Transaktionen eine wichtige Rolle. Die tätigt heute fast jeder. "Mathematik sorgt aber auch dafür, dass 200 Lieder auf den MP3-Player passen", erklärt Ehrhard Behrends von der FU Berlin. So sei die Mathematik auch für die Datenkomprimierung sehr nützlich.

"Sudoku für Fortgeschrittene"

Selbst in der Filmbranche seien Mathematiker gefordert - etwa wenn es darum geht, eine realistische Feuerwalze auf die Leinwand zu bringen, erläutert der Professor. "Da werden im Prinzip Differentialgleichungen gelöst." Mathematik sei etwas, das die Welt im Inneren zusammenhält - und was großen Spaß machen kann. "Es ist wie Sudoku für Fortgeschrittene", so Behrends.

Die Beliebtheit des Fachs zeige sich an der wachsenden Zahl der Studienanfänger, erklärt Kolja Briedis vom HIS. Es sei aber besonders für Kinder wichtig, das Interesse an der Mathematik weiter zu stärken. "In den Schulen fehlt oft der Alltagsbezug der Technik." Ist ein klarer Nutzen erkennbar, ließen sich ganz andere Gruppen erreichen. Dabei sei es wichtig, schon sehr früh zu beginnen. "Wenn man die Leute richtig anspricht, lässt sich große Begeisterung erzeugen", sagt auch Ehrhard Behrends.

Das Jahr der Mathematik habe das Fach vorangebracht, so der Professor aus Berlin. "Es hat aber auch gezeigt, dass es nicht den typischen Mathematiker gibt", sagt Barbara Meier. Denn ebenso vielseitig wie seine Absolventen sind die Einsatzgebiete für die jungen Mathe-Experten - egal ob klassisch in der Wissenschaf oder als Logistiker im Containerhafen.

(tmn)
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