Essen/Aachen Junge Bulgaren studieren gern in Deutschland

Essen/Aachen · Bulgarien, das Land an der Peripherie Europas mit sieben Millionen Einwohnern, ist "Deutschland-Weltmeister", sagt Thomas Zettler, DAAD-Referent für Bulgarien. Denn kein anderes Land stellt im Vergleich zur eigenen Bevölkerungszahl so viele Studierende in Deutschland. Fast 7000 bulgarische Studenten zählte das Bundesbildungsministerium im Wintersemester 2012/13. Das macht Bulgarien zur fünftgrößten ausländischen Studentengruppe in Deutschland - gleich hinter Giganten wie China, Russland und Indien.

Warum Deutschland? "Die deutschen Hochschulen haben in Bulgarien nach wie vor einen hervorragenden Ruf", sagt Zettler. Sprachgymnasien hätten dort schon lange Tradition. Zwischen Sofia und dem Schwarzen Meer liegen 23 deutsch-bilinguale Gymnasien. In "Leistungsklassen" büffeln Schüler zwei Jahre lang für das deutsche Sprachdiplom (DSD) - die Eintrittskarte für deutsche Universitäten.

"Deutschland ist technisch besser für Medizin gerüstet", meint die bulgarische Studentin Vanina und nippt am Kaffee. Ihre Freundin Vasilena, Informatikstudentin, fügt hinzu: "In Bulgarien wird auswendig gelernt. Das Studium hier ist viel anwendungsbezogener."

Dass die gute Ausbildung irgendwann einmal ihrem Heimatland zugutekommt, ist eher unwahrscheinlich. "Deutschland ist mein zweites Zuhause - hier fühle ich mich wohl. Und in Bulgarien müsste ich als Ärztin private Sprechstunden halten, um annähernd so viel wie in Deutschland zu verdienen", sagt Vanina. Obwohl der DAAD die Abbrecherquote geförderter Bulgaren auf weniger als fünf Prozent beziffert, gibt es auch Geschichten ohne Happy- End. "Nach drei Monaten Wohnungssuche in München hat eine Freundin ihren Deutschland-Traum begraben und ist zurückgegangen", berichtet Vanina.

(LNW)
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