Münster Kulturelle Arbeit mit älteren Menschen

Münster · Nur an der Fachhochschule Münster kann man sich zum Kulturgeragogen ausbilden lassen.

Selbst kreativ werden. Das gelingt vielen Menschen oft erst im fortgeschrittenen Alter. Um sich auf den demografischen Wandel einzustellen, bietet die Fachhochschule Münster seit vier Jahren den Kursus Kulturgeragogik für Interessierte aus verschiedenen Berufszweigen an. Dort erhalten die Teilnehmer das Rüstzeug für ihren beruflichen Alltag, um mit künstlerischen Mitteln mit Älteren in unterschiedlichen Lebenslagen arbeiten zu können. 66 Absolventen haben sich in dieser Zeit zu Experten auf dem Gebiet der Kulturgeragogie ausbilden lassen. Ein Masterstudiengang ist bereits in Planung.

Die Teilnehmer der Kurse stammen oft aus ganz unterschiedlichen Bereichen. So nehmen sowohl freischaffende Künstler, Leiter von Altenheimen, Musiker und Kulturpädagogen an den Seminaren teil. "Das Spannende ist, dass völlig unterschiedliche Berufsgruppen aufeinandertreffen und ihre gegenseitigen Positionen so besser verstehen lernen", sagt Kim de Groote vom Arbeitskreis Geragogik des Kompetenzzentrums für Kultur und Bildung im Alter (KUBIA). Die Ausbildung zum Kulturgeragogen sei deshalb auch keine Berufsausbildung, sondern diene der Profilschärfung.

Neben Erkenntnissen aus den Nachbardisziplinen Geragogik, Gerontologie und Kulturmanagement erwerben die Teilnehmer methodische und didaktische Grundlagen aus den Bereichen Musik, Theater, Bildende Kunst, Literatur sowie Tanz und Medien, die in der Arbeit mit älteren Menschen Verwendung finden können.

Zum Kursus gehören ein fünftägiges Wochenseminar sowie sieben weitere Wochenendkurse. Studienbegleitend führen die Teilnehmer ein eigenes Praxisprojekt durch und schreiben eine Abschlussarbeit. Wer an der einjährigen Fortbildung teilnehmen möchte, muss sich zunächst mit einem Motivationsschreiben bewerben. "Die Zahl der Bewerber steigt von Jahr zu Jahr", sagt de Groote. Intern wird bereits an Konzepten für einen Master-Studiengang gebastelt, der voraussichtlich ab 2016 besucht werden kann. Ehemalige Absolventen gründeten jetzt sogar den Fachverband "Kunst- und Kulturgeragogik".

Viele ältere Menschen entfalten ihre Potenziale durch die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur erst, wenn berufliche oder familiäre Verpflichtungen nicht mehr im Vordergrund stehen. Mit anderen Menschen und für sich allein kreativ zu werden, trägt dazu bei, die Aktivität, Gesundheit und sozialen Netzwerke aufrecht zu erhalten und Entwicklungsaufgaben des Alters zu bewältigen. Kunst und Kultur bieten Älteren Möglichkeiten der Teilhabe an der Gesellschaft und Wege, ihr Erfahrungswissen zu kommunizieren.

(RP)
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