Kleve Mit dem Hollandrad zur Hochschule

Kleve · Fahrräder der Hochschule Rhein-Waal werden von Studenten in Eigenregie verwaltet.

Klein steht das alte Häuschen neben dem hohen Wissensspeicher der Hochschule Rhein-Waal (HSRW), der einst Kornspeicher war und jetzt die Bibliothek birgt. Rot verklinkert ist das eingeschossige Haus und schaut mit großen Sprossenfenstern auf das träge Wasser im Kanal zu seinen Füßen. Hier residierte einst der Hafenmeister, bevor die neuen, weißen Bauten der Hochschule die Industriebrache in einen Campus am Wasser verwandelten. Auf der obersten Stufe, die ins Häuschen führt, sitzt Karin und flippert gelangweilt durch die Apps ihres Smartphones.

Sie wartet auf David. David Lehnert ist der "Chef" der Fahrradwerkstatt vom Campus Cleve: Die Werkstatt verwaltet die hochschuleigenen Fahrräder, die gegen Kaution kostenlos an Studenten der HSRW verliehen werden, sie wartet und repariert die Räder.

Lehnert ist US-Amerikaner und studiert Sustainable Agriculture, wie der englischsprachige Agrar-Studiengang an der Klever Hochschule heißt. Er hat die Fahrradwerkstatt aufgebaut. Ihm half dabei seine Erfahrung aus einem Community-Bike-Shop in seinem Geburtsort bei Boston. "Wir haben dort immer ehrenamtlich Räder repariert, die dann an die Kinder verteilt wurden", erzählt der Student.

Der Amerikaner spricht neben Englisch auch Deutsch, weil seine Eltern aus Deutschland kamen, sowie Spanisch, weil die meisten Kids in seinem Heimatort in den USA Latinos sind, erklärt er. Entsprechend international ist auch seine Werkstatttruppe aufgestellt: Zurzeit schrauben zwei Studenten aus Bangladesh und zwei weitere aus Malaysia an den zu verleihenden Fahrrädern. Einer ist Yeong Jiun Chua, der E-Technik in Kleve studiert, und gerade eines der Hollandräder aufhängt.

Die Reparatur ist umsonst, die Ersatzteile müssen die Studenten allerdings selbst bezahlen. "Kette, Bremse und Reifen machen die meisten Probleme", sagt Lehnert. Die Räder sind beliebt bei den Mitstudenten. Gut 100 sind immer im Umlauf, die anderen werden gewartet. 50 Euro Kaution müssen die Studenten immer hinterlegen, wenn sie ein Fahrrad ausleihen.

120 Fahrräder hatten der Förderverein Campus Cleve und weitere Sponsoren gespendet - schon die allerersten Studenten der 2009 neu gegründeten Hochschule waren mit Zweirädern ausstaffiert worden. Auch wenn die Hochschule Studenten aus dem In- und Ausland mit innovativen Ideen und deutschem Ingenieurwesen wirbt, haben sich die Sponsoren für eher nostalgisch-niederländische Technik entschieden: für Hollandfahrräder.

Die meisten im traditionellen Schwarz, mit Nabenschaltung und klassischem Spritzschutz. "Die sind robust und gehören zum Niederrhein", sagt Campus-Cleve-Geschäftsführer Hans-Josef Kuypers. Die Räder sind beliebt bei den Mitstudenten. "Die sind nicht nur gemütlich und funktionieren gut, die sind auch richtig cool", sagt David Lehnert.

(RP)
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