Heide Naderer Neue Präsidentin will auch in Holland werben

Die Sozialwissenschaftlerin strebt eine engere Verzahnung der technischen und gesellschaftlichen Disziplinen an.

Kleve Seit Beginn des Sommersemesters ist Heide Naderer Präsidentin der noch jungen Hochschule Rhein-Waal mit den Standorten Kleve und Kamp-Lintfort. Wir sprachen mit ihr darüber, welche neuen Akzente sie setzen will.

Welchen Blick haben Sie als Sozialwissenschaftlerin, als "gelernte" Politologin auf die mathematisch-naturwissenschaftliche Hochschule?

Naderer Der Standort Deutschland wird wesentlich durch seine technische Innovationsfähigkeit und sein technologisches Know-how geprägt. Allerdings reicht das "reine" Ingenieurwissen in Zeiten der Globalisierung nicht mehr aus. Gefragt sind Kompetenzen in den technischen Disziplinen und Wissen über gesellschaftliche Zusammenhänge, in denen diese technischen Innovationen ihren Platz und ihren Nutzen finden sollen.

Wo sehen Sie die Hochschule Rhein-Waal in der nordrhein-westfälischen Hochschullandschaft?

Naderer Die Hochschule Rhein-Waal steht auf einer soliden Basis und entwickelte sich in den vergangenen sechs Jahren im In- und Ausland mit einem besonderen Profil in der Hochschullandschaft: mit mehr als 30 Bachelor- und Masterstudiengängen, wovon 85 Prozent in Englisch gelehrt werden, mit mehr als 5000 Studierenden aus mehr als 100 Nationen der ganzen Welt, zahlreichen kooperativen Promotionen sowie vielen nationalen und internationalen Kooperationen mit Hochschulen und der Wirtschaft.

Sie wollen die Hochschule Rhein-Waal auch auf die namengebende Region Rhein-Waal konzentrieren.Wagen Sie sich damit nicht in eine auf niederländischer Seite zu gut besetzte Hochschullandschaft?

Naderer Die Hochschule Rhein-Waal ist aus meiner Perspektive noch nicht so euregional verankert, wie der Name es verspricht und wie es die gegebenen Potenziale in der Euregio grundsätzlich bieten. Diese Potenziale werden wir künftig stärker nutzen, um auch Studierende aus den Nachbarländern anzuwerben. Ebenso werden wir die Zusammenarbeit mit den benachbarten Hochschulen und die Kooperationen mit den Unternehmen weiter ausbauen. Die notwendige weitere Internationalisierung über die Grenzen der Euregio hinaus bleibt davon unberührt: Wir sind in der Region verwurzelt und mit der Welt vernetzt. Für alle Herkunftsregionen - von Dortmund bis Mumbai - gilt, dass wir durch Qualität und attraktive Studienangebote überzeugen müssen.

Die Internationalisierung soll besser ausgebaut werden?

Naderer Wir werden auf den bereits erreichten Erfolgen der Hochschule aufbauen und das internationale Profil weiter schärfen. Wir können derzeit 30 Prozent internationale Studierende bei uns an der Hochschule begrüßen und verfügen über zahlreiche internationale Kooperationen mit Hochschule und Unternehmen. Wir werden auch zukünftig international über alle Kontinente hinweg arbeiten.

Als Fachhochschule sind Sie ja auf eine enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft angewiesen. Wie sieht das da mit der Unabhängigkeit aus?

Naderer Die Vernetzung der Hochschule Rhein-Waal mit der Wirtschaft ist sehr wichtig und wird durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte wie auch durch Praktika, Praxissemester und Abschlussarbeiten der Studierenden mit lokalen, nationalen und internationalen Wirtschaftsunternehmen verwirklicht. Die zu bearbeitenden Forschungsprojekte werden dabei teilweise von der Hochschule initiiert, teilweise orientieren sie sich am konkreten Problem eines Unternehmens. Ziel der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ist es, neue Synergien für Forschung, Lehre und Wissenstransfer zu schaffen. Wir orientieren uns auch bei der Gestaltung des Studienangebotes an aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wesentlicher Bestandteil unserer Bachelor- und Masterstudiengänge ist die Projektarbeit. Kooperationen mit der Wirtschaft führen zu berufsqualifizierenden Kompetenzen und erleichtern den Studierenden den Start ins Berufsleben.

Was versprechen Sie Ihren Studierenden, die im nächsten Wintersemester in Kleve oder Kamp-Lintfort anfangen?

Naderer Die Hochschule bietet ihren Studierenden persönliche Atmosphäre, moderne didaktische Methoden, hervorragende Ausstattung und ein breites Studienangebot in der Grenzregion am Niederrhein, auf den beiden Campi finden die Studierenden dies alles nah beieinander. Wir bieten innovative Studiengänge, Industriekontakte, internationale Kooperationen und persönliche Betreuung in den Praktika. Hier arbeiten, forschen und lernen die Studierenden intensiv in kleinen Gruppen. Unser Ziel ist es, die Anforderungen von Gesellschaft und Industrie an zukünftige Absolventinnen und Absolventen möglichst passgenau zu erfüllen.

MATTHIAS GRASS FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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