Wegen Plagiatsaffären NRW-Unis prüfen Doktorarbeiten strenger

Düsseldorf (RPO). Als Reaktion auf die Plagiatsaffären von Politikern nehmen NRW-Hochschulen Doktorarbeiten nun genauer unter die Lupe. Beim Kampf gegen den Diebstahl geistigen Eigentums setzen die großen Universitäten oftmals auf technische Hilfsmittel, wie am Donnerstag eine Umfrage ergab.

Politiker und Plagiats-Affären
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Foto: dpa, mg lof

An der Universität Münster wird nach Angaben eines Sprechers geprüft, "wie man die Kontrollmechanismen der Fachbereiche und Institute noch effektiver gestalten kann". Dazu gehöre eventuell "auch der Kauf einer neuen Plagiate-Erkennungssoftware".

"Wir haben die Standards für die Betreuung von Doktorarbeiten angehoben und nehmen damit auch die Betreuer stärker in die Pflicht", sagte ein Sprecher der Uni Bonn. Ob ein Betreuer Software zu Kontrollzwecken einsetzt, sei "in sein Ermessen gestellt".

"Die Lehrenden sind durch die öffentlichkeitswirksamen Fälle der letzten Monate natürlich noch stärker sensibilisiert worden", sagte der Prorektor für Lehre an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen, Aloys Krieg. Die Hochschule habe sich dazu "entschlossen, den Lehrenden Software zur Plagiatsprüfung zur Verfügung zu stellen, die die Aufdeckung von Plagiaten ermöglichen und somit die Hochschule vor Schaden bewahren helfen".

Doktorarbeiten werden digital durchleuchtet

An der RWTH läuft den Angaben zufolge zunächst eine einjährige Testphase mit drei Produkten. Danach will die Hochschule eines der getesteten Software-Produkte für den Einsatz auswählen. Mit den Datenverarbeitungsprogrammen können Textübereinstimmungen aufgespürt werden, falls Doktoranden aus anderen Quellen abgeschrieben haben.

"Mittels geeigneter Software wird ein sogenanntes 'Matching' der Arbeit mit bestehenden Datenbanken überprüft und anschließend bewertet", berichtete Jörg Schröder, Prorektor für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs & Wissenstransfer der Universität Duisburg-Essen über die Strategie seiner Hochschule.

Mitte Juli hatte die Uni Bonn dem FDP-Europaabgeordneten Jorgo Chatzimarkakis den Doktortitel aberkannt. Die Dissertation des FDP-Bundestagsabgeordneten Bijan Djir-Sarai wird derzeit von der Universität Köln überprüft. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) musste wegen Plagiatsvorwürfen zurücktreten.

Momentan laufen an der Uni Münster zwei Prüfverfahren wegen Schummelvorwürfen. An der Universität Duisburg-Essen wird in einem Fall intern ermittelt. Die Technische Universität Dortmund macht keine Angaben zu laufenden Verfahren. In Bonn steht die Doktorarbeit der FDP-Politikberaterin Margarita Mathiopoulos auf dem Prüfstand.

Unis sind "Tätern" auf der Spur

"Die Universität Bonn kann Plagiatsfälle ebenso wenig verhindern wie die Polizei Verbrechen, aber beide machen es den Tätern so schwer wie möglich und verfolgen jede Spur", sagte der Uni-Sprecher.

Die Philosophische Fakultät in Bonn plant demnach jetzt eine noch strengere Neufassung ihrer Promotionsordnung, in der etwa die Auflagen in Bezug auf die Kennzeichnung von Zitaten verschärft werden. Auch sollen Promovenden künftig verpflichtet werden, eine elektronischen Fassung ihrer Dissertation abzugeben, was die Überprüfung mittels Plagiatssoftware erleichtert.

An der TU Dortmund ist die digitale Abgabe von Doktorarbeiten seit drei Jahren üblich: "Indem die Arbeiten elektronisch eingereicht werden, soll der Plagiatsverdacht zerstreut werden."

An der Ruhr-Universität Bochum gibt es keine Verdachtsfälle. "Sicher ist, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt maximale Aufmerksamkeit gegeben ist, und dass wir sogar aufpassen müssen, nicht jede wissenschaftliche Arbeit unter einen Generalverdacht zu stellen", sagte ein Sprecher. Falls es Plagiatsfälle geben sollte, werde die Uni "zügig und konsequent verfolgen und gegebenenfalls ahnden".

(apd/felt)
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