Trotz methodisch fragwürdiger Statistik NRW will wieder Unterrichtsausfall an Schulen erheben

Düsseldorf · Nach zunehmender Kritik will die nordrhein-westfälische Landesregierung an den Schulen wieder den Unterrichtsausfall statistisch erfassen. "Ungeachtet der offenkundigen methodischen Probleme" solle noch in diesem Jahr eine Stichprobe erhoben werden.

Trotz methodisch fragwürdiger Statistik: NRW will wieder Unterrichtsausfall an Schulen erheben
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Das erklärte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Mittwoch im Landtag. Falls es mit der Opposition keine Verständigung über eine neue Methode gebe, werde die Erhebung nach dem alten umstrittenen Verfahren erfolgen.

Die rot-grüne Koalition hatte nach ihrer Regierungsübernahme 2010 die Erhebungen gestoppt. Diese Statistik sei methodisch fragwürdig gewesen und habe "kein realistisches Bild vom Unterrichtsgeschehen" geliefert, verteidigte Löhrmann vor dem Landesparlament die mehrjährige Aussetzung der Erfassung ausgefallener Schulstunden. CDU und FDP warfen Löhrmann vor, sie habe sich vor dem Unterrichtsausfall jahrelang "weggeduckt" und betreibe "Bildungspolitik im Blindflug".

Schon zwischen der schwarz-gelben Vorgängerregierung und dem Landesrechnungshof (LRH) hatte es gravierende Differenzen über die Erhebungen gegeben. Während der LRH den Unterrichtsausfall an den NRW-Schulen im Schuljahr 2008/2009 mit 4,8 Prozent bezifferte, kam die damalige Landesregierung auf nur 2,4 Prozent. Im Jahresbericht 2011 stellte der Rechnungshof einen Unterrichtsausfall von 5,8 Prozent an 105 Schulen fest.

Der Vizevorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Klaus Kaiser, erklärte, im digitalen Zeitalter müsse mit Hilfe elektronischer Klassenbücher eine präzise Erfassung des Unterrichtausfalls möglich sein. Wenn dieser aber weiterhin mit Strichlisten und über manuell geführte Klassenbücher geführt werde, seien Hunderte zusätzliche Personalstellen notwendig. Ein Gutachten des Schulministeriums kam Ende Januar zum Ergebnis, dass für eine fundierte Erfassung zusätzlich 700 Stellen erforderlich seien.

Die CDU plädierte dafür, sich zunächst über eine einvernehmliche Definition von Unterrichtsfall zu verständigen. Dabei sei zu klären, ob Wandertage oder Elternsprechtage als Unterrichtsausfall gewertet werden, so Kaiser. Zudem nannte er ausreichend, wenn zehn Prozent der landesweit 6.000 Schulen abgefragt würden.

Die Piratenfraktion unterstützte die Landesregierung in ihrem Bestreben nach einer stimmigen Zählmethode. Auch in anderen Bundesländern fehlten einheitliche Kriterien, erklärte die Schulexpertin Monika Pieper. Die FDP warf der Landesregierung vor, sie habe sich in der Nichterfassung des ausgefallenen Schulunterrichts "häuslich eingerichtet". Dies sei "eine Pflichtverletzung" gegenüber Eltern, Kindern und Lehrern.

(KNA)
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