Düsseldorf Politikmacher aus der zweiten Reihe

Düsseldorf · Referent und Büroleiter - zu solchen Berufen führen ganz unterschiedliche Ausbildungen.

Wenn Axel Tantzen von der Bundestagswahl 2013 spricht, leuchten seine Augen. Die Union holte damals 41,5 Prozent - ein Rekordergebnis für Angela Merkel. Ein Erfolg, an dem auch Tantzen mitgewirkt hatte. Doch am Wahlabend war es nicht er, der auf der Bühne im Konrad-Adenauer-Haus stand und für die Fernsehkameras und Fotografen posierte. Es waren Parteigrößen wie Ursula von der Leyen, Hermann Gröhe und natürlich die Kanzlerin. Tantzen arbeitete damals im Bereich strategische Planung der CDU. Hier werden politische Strategien und Wahlkampftaktiken entwickelt.

Wer denkt, Tantzen habe bis in die Morgenstunden gefeiert, der irrt. "Nach dem Ergebnis kommt die Analyse." Während andere mit Sekt anstießen, arbeiteten Tantzen und sein Team die ganze Nacht. Mit Schrecken denkt er dagegen an die Bundestagswahl 1998: Die CDU verlor, musste in die Opposition gehen.

Heute ist Tantzen Büroleiter von Peter Tauber, dem Generalsekretär der CDU. Tantzen steht nicht in der ersten Reihe, in der Öffentlichkeit kennt man ihn nicht. Doch als Mann im Hintergrund hat der 49-Jährige Einfluss auf die Arbeit der Partei. Viele glauben, dass man Parteipolitik nur als Politiker gestalten kann. Doch nicht alle mögen das Rampenlicht. Für sie bieten Parteien Jobs, für die man keine Wahlen gewinnen muss.

Einerseits gibt es Positionen innerhalb der Partei selbst, erklärt Berufsberaterin Stefanie Landmann von der Arbeitsagentur Leipzig. Größere Parteien bieten in ihren Bundes- oder Landeszentralen Jobs, in denen Beschäftigte die Arbeit der Politiker direkt unterstützen. "Das können Justiziare, Pressesprecher, Schatzmeister oder politische Berater sein." Andererseits ist es möglich, für eine Partei zu arbeiten - etwa in der Fraktion eines Parlaments oder in einem Ministerium. "Auch dort arbeiten Menschen, die der Politik, den Berufspolitikern, zuarbeiten - etwa als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Referatsleiter", sagt Landmann.

Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter ist die rechte Hand eines Politikers. Das ist eine interessante strategische Position, sagt Parteienforscher Sebastian Bukow von der Universität Düsseldorf. "Es ist eine inhaltlich geprägte Arbeit, es geht um spezifische Politikfelder. Mitarbeiter können auf ihren Abgeordneten einwirken." Maria Sannikova-Franck ist solch eine Mitarbeiterin. Sie arbeitet für die Grünen-Politikerin Marieluise Beck in deren Büro im Bundestag. Wenn die brünette Frau mit dem jugendlichen Gesicht über ihre Arbeit spricht, sprudelt es nur so aus ihr heraus. Die 39-Jährige betont, wie sehr ihr die Themen am Herzen liegen.

Marieluise Becks Fachgebiet ist die Außenpolitik, Schwerpunkt Osteuropa. Sannikova-Franck kommt aus Russland, hat in Deutschland ihren Master in Internationale Beziehungen gemacht und kennt sich beim Thema Osteuropa so richtig aus. Bereits in Russland hat sie mit Organisationen gearbeitet, die zu der den Grünen nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Verbindung stehen. "So habe ich die Grünen kennengelernt, sie wurden zu einem wichtigen Anker für mich." Seit 2007 arbeitet Sannikova-Franck für Beck. Mit ihrer Arbeit möchte sie etwas bewegen, Parteimitglied ist sie nicht.

Je nach Position - Pressesprecher oder Referent für Energiepolitik - sind verschiedene Qualifikationen nötig. "Es gibt nicht den einen Weg für so eine Laufbahn", sagt Berufsberaterin Landmann. Oft ergibt es sich einfach, ein Praktikum im Politikbetrieb ist hilfreich. Tantzen hat Jura studiert und findet, dass ihm diese Ausbildung heute immer noch zugutekommt, etwa wenn er Anträge prüft. Sannikova-Franck ist erst nach dem Studium so richtig in die Parteiwelt eingetaucht.

(DPA-TMN)
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