Trotz hohem Schulgeld Privatschulen sind heiß begehrt

Düsseldorf (RP). Eine Studie zeigt: Viele Eltern in NRW würden ihre Kinder gerne auf eine Privatschule schicken. Mit Kosten von rund tausend Euro im Monat müssen sie dabei rechnen.

Zweiter Bildungsweg: Viele Wege zum Abitur
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Foto: dpa-tmn

Kleinere Klassen, eine bessere Betreuung, Hochbegabtengruppen und Förderklassen — der Wunsch, die Kinder an einer privaten statt an einer staatlichen Schule anzumelden, ist in Nordrhein-Westfalen größer als im Rest von Deutschland. Das ergab eine Studie des Verbandes Deutscher Privatschulen (VDP). Demnach würden 34,1 Prozent der Befragten aus NRW für ihre Kinder eine private Schule einer staatlichen vorziehen. Bundesweit waren es 30,5 Prozent. Um sich das Schulgeld leisten zu können, würden 38,5 Prozent der Befragten aus NRW Bildungsgutscheine begrüßen. So könnten auch Geringverdiener ihre Kinder an Privatschulen anmelden.

"In der Praxis erleben wir, dass nicht nur die Oberschicht Privatschulen bevorzugt. Heute erkennen fast alle Eltern, wie wichtig eine gute Ausbildung ist, bemerken die Defizite, die im staatlichen System vorhanden sind", sagt Petra Witt, Vorsitzende des VDP NRW. "Es entscheiden sich zunehmend mehr Eltern aus allen Einkommens- und Bildungsschichten für eine Schule in freier Trägerschaft."

Auch Jürgen Steinborn, Schulleiter der staatlich anerkannten Hebo-Privatschule in Mönchengladbach, verzeichnet immer mehr Nachfragen von Eltern. "Die haben in den vergangenen Jahren immer stärker zugenommen, je unzufriedener man mit dem öffentlichen Schulsystem wurde." Trotz Schulgeldpflicht habe die Hebo oft mehr Anfragen als Plätze in den Schulklassen. "Für manche Jahrgänge führen wir Wartelisten." Die Quote des allgemeinen Privatschulanteils hat sich in NRW zwar von 6,5 Prozent im Jahr 2004 auf 7,6 Prozent im Jahr 2009 gesteigert. Die Plätze reichen aber dennoch nicht für alle Anfragen aus.

250.000 Privatschüler in NRW

660 Privatschulen mit rund 250.000 Schülern gibt es in NRW. Darunter fallen aber auch so genannte Ergänzungsschulen, an denen keine staatlich anerkannten Abschlüsse erworben werden können. "Es gibt etwa 30 Schulen unserer Art, die die gleichen Unterrichtsinhalte wie die öffentlichen Schulen vermitteln und die anerkannte Abschlüsse wie Abitur und Mittlere Reife anbieten", sagt Steinborn. Welche die richtige für eine Familie ist, kann nur im Gespräch und durch den persönlichen Besuch und Vergleich mehrer Anbieter entschieden werden.

Die Kosten liegen im Durchschnitt bei tausend Euro im Monat, abhängig zum Beispiel vom angebotenen Unterrichtsvolumen. Die Hebo-Privatschule etwa bietet einen Acht-Stunden-Schultag, der eine Mischung aus Unterricht, Förderung und Hausaufgabenbetreuung ist. "Wir starten mit der fünften Klasse bis zur Jahrgangsstufe 13", sagt Jürgen Steinborn. "Ein Einstieg zwischendurch ist auch möglich." Rund 180 Schüler besuchen die Einrichtung, betreut werden sie von 35 Lehrern.

Eltern und Schüler schätzen an Privatschulen besonders die gute Betreuung durch die Lehrkräfte. Die Klassen sind meist um die Hälfte kleiner als an den öffentlichen Schulen, statt 30 Kindern lernen also rund 15 Mädchen und Jungen gemeinsam. So kann stärker auf den Einzelnen, seine Schwächen und Stärken eingegangen werden. Diese individuelle Förderung kann sogar bis hin zum Einzelunterricht für Kinder gehen, die sonst nicht mit den anderen mithalten könnten. Neben Förderunterricht für Schüler mit Problemen zeichnen sich viele Privatschulen andererseits durch spezielle Gruppen für hochbegabte Kinder aus.

(RP)
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