Krefeld Selbstständig mit Jack

Krefeld · Studenten als Unternehmer: Melissa Perk und Julian Baas aus Krefeld importieren Jackfrüchte aus Sri Lanka als Fleischersatz.

Die Idee kam bei einem gemütlichen Fernsehabend auf der Couch: Melissa Perk und Julian Baas sahen vor rund eineinhalb Jahren einen Bericht über die Jackfrucht im TV und erfuhren darin, wie gut man diese als Alternative zu Fleisch in der vegetarischen Küche verwenden kann. "Sofort wollten wir die Jackfrucht kaufen", sagt Melissa Perk. Nur: "Man konnte sie nirgendwo bekommen."

Das Thema ließ das Paar nicht mehr los. Melissa Perk (28), die an der Hochschule Niederrhein einen Bachelor-Abschluss in Betriebswirtschaftslehre gemacht hat und ein Masterstudium in Prävention und Gesundheitsmanagement gestartet hat, und Julian Baas (26), der in Krefeld Elektrotechnik studiert, überlegten sich: "Warum importieren wir die Jackfrucht nicht selbst?" Denn in Bio-Qualität war die Frucht zu diesem Zeitpunkt weder in Geschäften noch online zu bekommen.

Inzwischen sind die beiden zu Experten der Jackfrucht geworden: Sie ist die größte an Bäumen wachsende Frucht der Erde und unter anderem in Sri Lanka beheimatet. Lange Zeit galt die Jackfrucht als Hauptnährstofflieferant für singhalesische Familien. Sie ist ballaststoffreich, dabei aber kalorien- und fettarm. Die riesigen Früchte sind reif eine süße Nachspeise. "Aber die junge Jackfrucht hat eine sehr zarte Konsistenz, hier in Deutschland kann man sie als Fleischalternative vertreiben", sagt Julian Baas. "Die junge Jackfrucht ist geschmacksneutral und kann in der Küche mit diversen Soßen, Gewürzen und Kräutern flexibel eingesetzt werden. Sie hat ein riesiges Potenzial."

Im April sind Melissa Perk und Julian Baas nach Sri Lanka gereist, um mögliche Handelspartner zu treffen. "Vorher hatten wir einen Businessplan erstellt, das war ja glücklicherweise Teil meines BWL-Studiums", sagt Melissa Perk. Baas wiederum hat Erfahrungen im Projektmanagement, so dass sie genaue Pläne in Bezug auf Zielgruppe, Kosten und Vertrieb machen konnten. "Dann haben wir die Idee unserer Familie vorgestellt - das war dann schon ein bisschen wie in der ,Höhle der Löwen'", sagt Julian Baas. In der gleichnamigen TV-Sendung werben Unternehmer um Unterstützung durch Profis.

Tatsächlich gab es aber für das überzeugende Konzept und die Leidenschaft für die Idee eine Finanzspritze aus der Familie, so dass die beiden eine GmbH gründen konnten, Name: "Who's Jack". "Wir haben uns für einen Namen entschieden, der sich mit der Frage beschäftigt: Wer ist eigentlich Jack?", erklärt Melissa Perk.

Denn das Ziel der Gründer ist es, Pionierarbeit zu leisten, die Jackfrucht und ihre Eigenschaften bekannter zu machen und dann auch zu verkaufen. Und die Nachfrage wächst. Denn auch auf Food-Blogs und in anderen sozialen Kanälen ist die Jackfrucht und ihre Verwendung in der veganen Küche derzeit Thema. In Sri Lanka war es den beiden Jungunternehmern wichtig, nur kleine und mittelständische Jackfrucht-Farmen als Partner zu gewinnen. Von dort ist der erste Schwung mit Ware nach Hamburg verschifft worden, um dort durch den Zoll und dann ins Lager nach Willich zu gelangen. "Wir vertreiben die Jackfrucht über ausgewählte Bioläden und Supermärkte und über unsere Website", sagt Melissa Perk.

Unterstützung bekamen die Gründer auch an der eigenen Hochschule: Dort ist Stefanie Kutsch die Anlaufstelle für studentische Start-ups, mit der man die Gründungskultur an der Hochschule Niederrhein fördern will. Was man als Gründer braucht? "Eine Idee, für die man Feuer und Flamme ist. Leidenschaft. Und den Mut, neue Wege zu gehen", sagt Kutsch. "Man muss sich trauen und nicht zu sehr am Sicherheitsgedanken hängen. Da hat man als Student aber eben viele Vorteile im Vergleich zu denjenigen, die erst aus einer Anstellung heraus gründen: Man kann Ideen einfach mal ausprobieren und hat kein großes Risiko, wenn es doch nicht klappt. Man fällt einfach nicht so tief, weil man kein festes Einkommen aufgibt." Diese Vorteile sehen auch Melissa Perk und Julian Baas: "Man ist zeitlich noch flexibel; und wir wohnen ja immer noch in unserer kleinen Studentenwohnung - haben also auch keine großen Kosten, die wir jetzt mit Who's Jack schon decken müssten."

Stefanie Kutsch rät außerdem, sich ein Team aufzubauen: "So steigen das Durchhaltevermögen und die Motivation, man ist besser aufgestellt und hat ein breiteres Wissen. Das überzeugt auch Investoren." Und: Ein Businessplan muss sein. "Er ist der Fahrplan für die Existenzgründung und flankiert die eigene Motivation und Leidenschaft mit Kostenplänen, Kunden-, Konkurrenz- und Marktanalysen. Der Gründer selbst erhält so ein realistisches Bild über seine Chancen und Risiken."

Jüngst sind Melissa Perk und Julian Baas wieder nach Sri Lanka gereist, um mit den Partnern vor Ort über weitere Schritte des Unternehmens zu sprechen. Sie wollen die Produktpalette erweitern.

(RP)
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