Düsseldorf Studenten als Botschafter für Europa

Düsseldorf · Das Austauschprogramm Erasmus wird 30 Jahre alt. Fast 1,3 Millionen deutsche Studenten waren mit Erasmus an einer Uni im Ausland.

Was vor 1987 nur mit hohem bürokratischen Aufwand möglich war, geht heute dank Erasmus ganz unkompliziert: Ein Semester lang an einer polnischen Universität studieren oder ein Praktikum in einem irischen Betrieb absolvieren. Das Erasmus-Programm fördert die Mobilität Lernender und unterstützt dabei, beschäftigungsrelevante und interkulturelle Kompetenzen zu erwerben. "Es gibt keine leidenschaftlicheren Botschafter für ein gemeinsames Europa als Menschen, die selbst erfahren haben, wie bereichernd es ist, andere Kulturen kennenzulernen", sagt auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Wir erklären, wie Erasmus funktioniert.

Wer kann ins Ausland?

Das Programm, das inzwischen "Erasmus+" heißt, fördert mit Stipendien und Zuschüssen einen Aufenthalt zu Lernzwecken im Ausland, genauer gesagt die Mobilität von Lernenden und Fachkräften in Hochschule, Schule, Berufsbildung, Erwachsenenbildung, Jugendarbeit und Sport. Am bekanntesten ist sicherlich das Auslandssemester für Studierende: Wer für mindestens drei Monate an einer anderen europäischen Uni studieren möchte, wird von Erasmus unterstützt. Außerdem sind durch Erasmus+ im Rahmen von Schulpartnerschaften Reisen und Auslandsaufenthalte von Schülern und Lehrern ebenso möglich wie beispielsweise Fort- und Weiterbildungen für Hochschulmitarbeiter oder Lehraufenthalte im Ausland für Dozenten.

Welche Länder sind dabei?

Zurzeit beteiligen sich die 28 Mitgliedstaaten der EU sowie Island, Norwegen, Liechtenstein, die Türkei und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien an Erasmus+. Die Schweiz ist seit 2014 nicht mehr dabei. Man kann als Student ein Auslandssemester nur an Partnerhochschulen der eigenen Uni machen - dafür hat man, je nach Fach, meist auch gleich die Wahl zwischen mehreren Hochschulen in beliebten Ländern wie Großbritannien oder Spanien. Die Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf beispielsweise unterhält im Rahmen des Erasmus-Programms über 300 Verträge mit rund 190 Universitäten in ganz Europa.

Wovon profitieren die Studenten? Zunächst gibt es ein Stipendium für den Erasmus-Aufenthalt. "Dies ist als Förderung gedacht, ein Zuschuss, es kann und soll nicht den gesamten Auslandsaufenthalt finanzieren", sagt Markus Symmank, Leiter des Referats Erasmus+ Mobilität beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD). Wie viel Geld es gibt, ist vom Land abhängig, in das man reist: Wo die Lebenshaltungskosten hoch sind, etwa in Skandinavien, gibt es mindestens 250 Euro pro Monat, für Länder wie Bulgarien, Estland oder Lettland mindestens 150 Euro. "Die Studierenden profitieren aber eben auch von der Unterstützung der Hochschule beim Erasmus-Aufenthalt, die sie etwa mit Sprachkursen vorbereitet und bei der Suche nach einer Unterkunft hilft", sagt Markus Symmank. "Zudem müssen an der Gasthochschule keine Studiengebühren gezahlt werden, und die im Ausland erbrachten Leistungen werden an der eigenen Uni anerkannt."

Wie wird ein Praktikum gefördert?

Wer für mindestens zwei und maximal zwölf Monate ein Praktikum im Ausland macht, kann auch dafür mit Erasmus-Mitteln gefördert werden. Dabei ist es egal, ob man Bachelor- oder Masterstudent oder auch Doktorand ist. Dazu sucht man sich zunächst einen Praktikumsplatz in einem der 33 Erasmus-Programmländer. "Wichtig ist, dass man eine berufsrelevante Erfahrung macht", sagt Markus Symmank. "Also eine für mich entscheidende, qualifizierende Arbeitserfahrung." Dann macht man mit seinem künftigen Chef - egal ob Anwaltskanzlei in London, gemeinnützige Organisation in Brüssel oder Industrieunternehmen in Spanien - einen Arbeitsplan, in dem genaue Aufgaben während des Praktikums festgelegt werden. Mit diesem geht man dann zum International Office seiner Hochschule und beantragt die Erasmus-Förderung.

Fürs Praktikum gibt es übrigens auch etwas mehr Geld als für den Studienaufenthalt - nämlich je nach Land 100 bis 200 Euro pro Monat mehr als für Studierende, die nicht arbeiten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort