Beliebtes Auslandsstudium Studenten wollen in die Welt hinaus

Düsseldorf · Nicht nur an der Uni Düsseldorf drängen mehr Studenten denn je ins Ausland. Auch deutschlandweit ist die Zahl der Studierenden mit Reiselust gestiegen. Die meisten verbringen das fünfte Semester in der Ferne.

Sieben Tipps für Studenten zum Geld sparen
Infos

Sieben Tipps für Studenten zum Geld sparen

Infos
Foto: dapd

Nur ein paar Brocken Tschechisch sprach Laura Díaz bei ihrer Abreise nach Prag im vergangenen Herbst. Die 21-jährige Studentin der Sozialwissenschaften machte sich auf zu ihrem Auslandssemester. Von Düsseldorf ging es für ein Semester in die tschechische Hauptstadt — über das Austauschprogramm der Europäischen Union "Erasmus".

Ursprünglich wollte Laura Díaz nach Spanien, doch alle Plätze waren bereits vergeben. "Von den freien Studienorten gefiel mir Prag am besten. Das Studienangebot klang super und passte gut zu meinen Schwerpunkten, ich konnte auf Englisch studieren und hatte gehört, Prag sei eine schöne Stadt." Wer ein Semester im europäischen Ausland studieren möchte, für den ist das Erasmus-Programm eine einfache Möglichkeit, diesen Traum zu realisieren.

Partnerschaften zwischen den Unis

"Einzelne Fachbereiche einer Hochschule schließen Partnerschaften mit anderen Universitäten im Ausland. Also beispielsweise die Düsseldorfer Romanistik mit den Romanisten im französischen Nantes", erklärt Renate Thamm vom International Office der Uni Düsseldorf.

Ein Fachbereich habe in der Regel mehrere Partnerschaften, viele sogar zehn bis 20. So können die Studierenden mehrere Wünsche angeben. Von der Möglichkeit, mit Erasmus ins Ausland zu gehen, wollten in den vergangenen Jahren immer mehr Studenten profitieren. In Düsseldorf wechselten in diesem Wintersemester erstmals mehr als 200 Studierende an eine der 130 Partnerhochschulen der Heine- Uni.

Vor zehn Jahren lagen die Anmeldezahlen noch bei 60 Studenten. Ein Trend, der sich bundesweit bestätigt: Mit rund 29000 Erasmus- Teilnehmern aus Deutschland wurde 2010 ein Rekordwert erzielt — und das entgegen allen Befürchtungen, die strenge Modularisierung der Bachelor- und Masterstudiengänge halte viele von einem Auslandssemester ab.

Renate Thamm erklärt die Beliebtheit von Erasmus so: "Ich muss mich lediglich mit einem Motivationsschreiben, einem Lebenslauf und einer Leistungsübersicht bei meiner deutschen Uni bewerben und habe genug Ansprechpartner im International Office oder den Erasmus-Beauftragten meines Fachbereichs, die helfend zur Seite stehen. Zudem muss ich an der Partneruni keine Studiengebühren zahlen — das ist vor allem in Großbritannien und Irland ein Vorteil."

Außerdem bekommt jeder Erasmus- Student ein Stipendium in Höhe von 150 Euro im Monat und einen unentgeltlichen Sprachkursus. Auch Laura Díaz ist von der Unkompliziertheit des Erasmus- Programms begeistert.

Einige Kurse mehr belegen

Sie rät, im Semester vor dem Auslandsaufenthalt einige Kurse mehr zu belegen. "Außerdem sollte man sich vorher informieren, welche Kurse einem im Ausland an der eigenen Uni angerechnet werden." So verliere man durch das Erasmus-Semester keine Zeit.

In diesem Zusammenhang betont Expertin Renate Thamm: "Selbst wenn das Studium durch den Auslandsaufenthalt länger dauert, wiegt diese Erfahrung bei Arbeitgebern die Semesterzahl auf. Schließlich hat man Sprachkenntnisse erworben, sich mit einer anderen Kultur auseinandergesetzt und bewiesen, dass man selbstständig ist."

Laura Díaz hat übrigens das fünfte Semester für den Auslandsaufenthalt gewählt — auch bei anderen BA-Studenten ist dies ein beliebter Zeitpunkt. Gewohnt hat Laura zunächst in einem Hostel und anschließend in einer kleinen Wohnung.

Das Angebot, als Erasmus- Studentin ins Wohnheim zu ziehen, hatte sie nicht angenommen: "Davon hört man viel Schlechtes. Man muss sich im Wohnheim das Zimmer teilen, und es liegt fast 40 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Mir war klar, dass das für mich nichts ist."

Auch Jan Koch, Student der Uni Münster, hat sich im spanischen Logroño, der Hauptstadt der Provinz La Rioja, an Ort und Stelle um ein WG-Zimmer bemüht.

Sprachen lernen inbegriffen

Der Student der Politikwissenschaften und Germanistik verbringt das dritte Semester in Spanien, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern. "Außerdem lerne ich auch immer mehr Englisch und Französisch — denn mit den 70 anderen Erasmus- Studenten sowie mit Amerikanern, Japanern und Kanadiern bin ich in meiner Freizeit viel unterwegs. Erasmus ist in jedem Fall sowohl eine kulturelle als auch eine sprachliche Bereicherung fürs Leben."

Viel Spaß, Feiermöglichkeiten und Programm: Jan Koch rät Studenten, die ins Ausland gehen, die richtige Balance zwischen Lernen an der Uni und dem Genießen und Entdecken der fremden Kultur zu finden.

"Die spanischen Studenten schuften eine Menge. Ständig gibt es Hausarbeiten und Klausuren. Wer zwei, drei Wochen die Uni schleifen lässt, ist raus. Ich als Erasmus-Student habe weniger zu tun. Und mein Spanisch hat sich wirklich schnell so verbessert, dass es nicht mehr so anstrengend war, dem Unterricht zu folgen." Vor Ort hilft ihm bei Fragen das International Office der Uni in Logroño.

Jan Koch ermutigt andere Studenten, den Schritt ins Ausland zu wagen: "Nie wieder hat man so sorgenfrei die Chance, sich kulturell und sprachlich auszuprobieren — und vor allem die Kontakte zu neuen Freunden aus aller Welt über soziale Netzwerke zu pflegen."

(chk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort