Studenten-Leben Und dann bricht Hektik aus

Gewissenhafte Studenten, heißt es, fangen früh an zu lernen. Sie machen sich einen Plan, teilen die Zeit gut ein und vor allem: Sie machen den Tag vor der Prüfung frei. Denn was die Lehrer an der Schule schon gesagt haben, wiederholen nun die Professoren an der Uni: Was ihr 24 Stunden vorher nicht könnt, versteht ihr ohnehin nicht mehr. Bestimmt wäre es clever, sich daran zu halten. Aber irgendwie kommt dann doch immer das Leben dazwischen. Die kaputte Waschmaschine, die den Besuch im Waschsalon nötig macht, das Buch, das leider schon vergriffen war, die tausend Kaffeedates und anderen Kleinigkeiten, die in dem Moment so viel wichtiger erscheinen, als in der Bibliothek zu sitzen und zu lernen. Und die Reue, die kommt auch, aber eben erst am Tag davor. Ein Glück nur, dass sich am Tag der Klausur selbst alle Kommilitonen ohne Absprache vor dem Hörsaal treffen. Und dann bricht die große Hektik aus. Lernzettel werden hin- und hergereicht, Karteikarten nervös gewendet, jeder will seine Fragen noch schnell loswerden, und so reden am Ende alle, ohne sich zuzuhören. Manche ergattern doch noch wichtige Infos, andere werden sich erst bewusst, was sie doch alles nicht können.

Ich lausche diesen Gesprächen immer nur. Einen Lernplan habe ich mir noch nie geschrieben und wenn doch, hab ich mich nicht daran gehalten. Aber ich habe ein anderes Wundermittel, den ultimativen Plan B, der so oft schon Plan A werden musste: In der Nacht vor der Klausur kommt alles unter das Kissen. Seit der fünften Klasse schon. Jedes Mal. Gelegentlich gibt das Nackenprobleme. Aber was tut man nicht alles, um ein gewissenhafter Student zu sein.

(RP)
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